das portrait
: Barbie, die Puppe der Möglichkeiten, hat jetzt ein Kopftuch

Foto: Andrew Kelly/reuters

Barbie (Barbara Millicent Roberts) kam am 9. März 1959 in Wisconsin auf die Welt. Ihre Schöpferin, Ruth Handler, ist die Mitgründerin des Spielzeugherstellers Mattel. Als sie ihrer kleinen Tochter beim Spielen zuschaute, entdecke Handler eine wichtige Marktlücke: eine Puppe in Form einer jungen Frau, die vielfältig gestaltet werden kann. Bis dahin waren Babypuppen populär, aber auch unveränderbare Ausschneidepuppen. Handler nannte ihre Schöpfung gleich nach ihrer Tochter Barbara.

Barbie zeichnet eben die Möglichkeit aus, dass die nach dem Fantasie des Kindes gestaltet werden kann durch umtauschbare Kleidung und Accessoires: „Durch Barbie wird das Mädchen das, was sie werden möchte. Barbie steht dafür, dass Frauen eine Wahl haben“, so Handler.

Die neueste Wahl, die Barbie getroffen hat, lautet Kopftuch. Vorbild für die neue Barbie ist die US-amerikanischen Olympiamedaillenträgerin Ibtihaj Muhammad. Die Fechterin trägt wie die ihr nachempfundene Puppe Hidschab – ein Kopftuch, das die Haare, die Schulter und die Brüste überdeckt. Außerdem trägt die neue Barbie ein Fechtoutfit und einen Säbel. Ihr Körperbau ist der einer Sportlerin: Sie hat stärkere Beine als die gewöhnlichen Barbie-Storchenbeine und flache Füße.

Die klassische Barbie hat eine Körperform, die bei einem echten Menschen tödlich wäre: In einem solch dünnen Körper hätten die Organe keinen Platz. Ein wie die Puppe geformter Mensch könnte nicht einmal stehen – das kann allerdings die Puppe auch nicht. Man muss sie immer irgendwo anlehnen.

Nach enormen Umsatzrückgängen hatte Mattel 2016 angefangen, Barbies mit verschiedenen Körperformen (größer, kleiner, kurviger, dünner) sowie Augen-, Haar- und Hautfarben herzustellen. Damit sollen Kinder unterschiedlicher Herkünfte und Hautfarben angesprochen werden.

Schon seit 2015 baut Mattel Barbies nach rea­len Vorbildern. Die Serie „Sheroes“ („she“ + „heroes“ = Heldinnen), soll Kinder inspirieren, sich zu trauen, die Grenzen zu überschreiten, und ihnen zeigen, dass alles möglich ist (außer auf den eigenen Füßen zu stehen?). In dieser Serie wurde unter anderem die Regisseurin und Drehbuchautorin Ava DuVernay (Selma) verehrt und jetzt auch Ibtihaj Muhammad.

Über Barbie und die Schönheitsideale, die sie verbreitet und normalisiert, kann diskutiert werden, über das Kopftuch und dessen Bedeutung genauso – aber nicht darüber, dass sie zum Ruhm von Ibtihaj Muhammad beiträgt. Diese Öffentlichkeit ist eine Anerkennung, und sie ist wichtig, weil die Erfolge der Women of Color und Musliminnen schon zu lange nicht thematisiert wurden, oder ihnen die Türen gar verschlossen blieben.

Unabhängig davon, ob alle Barbies der Welt die Wahl selbst treffen, sich zu verschleiern, weist die Puppe viele Mädchen mit Kopftuch darauf hin: Auch du kannst so sein wie Ibtihaj. Sibel Schick