Bosch vertraut bei Batterien auf das globale Netz

Der Zulieferer spart sich die Investition in die Schlüsseltechnik für die E-Mobilität

Von Hannes Koch

Noch entwickelt und fertigt die deutsche Autoindustrie alle Kerntechnologien ihrer Fahrzeuge selbst. Ob das so bleibt, ist jedoch ungewiss. Der Autozulieferer Bosch jedenfalls will keine Fabrik mehr für Batteriezellen aufbauen, die Elektrofahrzeuge antreiben könnten. Und das, obwohl Bundesregierung und EU-Kommission ein großes Interesse an der Produktion bekundet haben und mit Fördermitteln locken.

„Aus wirtschaftlichen Gründen hat Bosch sich gegen den Aufbau einer eigenen Zellfertigung entschieden“, so Geschäftsführer Rolf Bulander. Es sei „wichtig, die Zelle technisch zu verstehen, fertigen müssen wir sie nicht“.

Der in Stuttgart beheimatete Zulieferer plant auch, aus der Forschung für die nächste Generation der Lithium-Ionen-Batterien auszusteigen und eine US-Tochter zu verkaufen, die die Zukunftstechnik für Feststoffzellen entwickelt. Rund 20 Milliarden Euro brauche man, um einen Weltmarktanteil von 20 Prozent bei Batteriezellen zu erreichen, so Bulander. Das sei dem Konzern zu teuer und zu unsicher.

Die Batterieproduktion ist ein Schlüssel­faktor für die Elektromobilität. Wenn in einigen Jahrzehnten die meisten Fahrzeuge in reichen Ländern tatsächlich mit Strom aus Wind- und Solarkraftwerken rollen, wird der Stand der Batterie-Technik über Kosten und Reichweite entscheiden.

Gegenwärtig liegen asiatische Konzerne vorn: LG aus Südkorea, Panasonic aus Japan und der chinesische Produzent BYD. Hiesige Fahrzeughersteller und Zulieferer kaufen die Zellen, setzen sie zu Batterie-Modulen zusammen und versehen sie mit Steuerungselektronik. Hier sieht sich Bosch als globaler Marktführer.

Die Debatte geht darum, ob deutsche und europäische Firmen aber auch die Speicherzellen selbst fertigen sollten. „Wir brauchen mehr als zehn große Batterie-Fabriken in Europa“, sagte EU-Energiekommissar Maroš Šefčovič kürzlich. Für die E-Mobilität seien die Zellen zentral, so Šefčovič. Wer glaube, sie einfach einkaufen zu können, sei blind oder sogar naiv.

Die Bundesregierung sieht das ähnlich und fördert Unternehmen, die an der Vorbereitung der Zellproduktion arbeiten. Bislang allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Mehrere Initiativen aus Firmen und Forschungseinrichtungen beschäftigen sich mit dem Thema. Wie aussichtsreich die sind, lässt sich schwer einschätzen. Holger Gritzka, ehemaliger Thys­sen­Krupp-Manager, jetzt Chef des Konsortiums TerraE, kündigt beispielsweise an, im Sommer eine erste Fertigungsanlage in der Bundes­republik zu bauen. Die Autokonzerne VW, BMW und Daimler forschen ebenfalls, planen aber keine eigenen Zellfertigungen.