Ein ganz windiges Geschäft

GELDANLAGE In Erfurt werden Windparkmanager abgesetzt, weil sie Anleger betrogen haben. In der Branche ist das kein Einzelfall, ergeben Studien

BERLIN taz | Anleger eines Windparks haben vor dem Thüringer Oberlandesgericht erstritten, dass ihr Geschäftsführer den Park nicht weiterführen darf. Das Management habe sich unter anderem viel zu hohe Honorare reserviert, hatten die Anleger geklagt. Sie hatten insgesamt 2 Millionen Euro in die insgesamt elf Windräder der Anlage Möbisburg bei Erfurt gesteckt – bislang aber noch keine Rendite erhalten.

Unseriöse Geschäftspraktiken sind in der Windenergiebranche weit verbreitet, haben Verbraucherschützer herausgefunden. „Bei unseren Untersuchungen finden wir kaum Windfonds, die sich für Anleger lohnen“, sagt Ariane Lauenburg von der Zeitschrift Finanztest.

Nach einer Studie der Firma Ökofair erfüllt über die Hälfte der überprüften Windfonds die Prognosen nicht, viele Anlagen seien „Sanierungsfälle.“ Reinhard Ernst vom Anlegerbeirat des Bundesverbandes Windenergie, der geprellte Anleger unterstützt, sagt: „Die ganze Branche ist verwurmt.“

Derweil will die Bundesregierung Rechtssicherheit für Investoren schaffen, um den Ausbau von Offshore-Windparks zu beschleunigen. Dazu sollen noch in diesem Sommer eine Haftungsregelung und ein fester Ausbauplan vorgelegt werden. „Wir werden nicht nur die Risikoverteilung klären, sondern auch den notwendigen Systemwechsel hin zu einem Offshore-Netzentwicklungsplan auf den Weg bringen“, sagte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Mittwoch nach einem Spitzentreffen in Berlin.

Erneuerbare Energien haben in den ersten sechs Monaten des Jahres erstmals ein Viertel des deutschen Strombedarfs abgedeckt. Davon deckte die Windenergie 9,2 Prozent ab. Im ersten Halbjahr 2011 waren es noch 7,7 Prozent.

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