„Was stinkt, kaufen Sie nicht“

Label und die eigenen Sinne geben Auskunft über sicheres Spielzeug, sagt Expertin Hausmann

Interview Heike Holdinghausen

taz: Frau Hausmann, ich habe mal in einem Spielzeugladen nach unbehandeltem Spielzeug gefragt. Antwort: „Kaufen Sie halt ein Schaf-Fell“. Gibt ’s nichts anderes?

Johanna Hausmann: Das ist kein eindeutig guter Tipp, da müssen Sie erst gucken, wie es gegerbt ist. Aber natürlich gibt es unbehandeltes Spielzeug, nicht lackiert, aus Vollholz, das können wir empfehlen.

Ist Holz immer besser als Plastik?

Meist schon. In Plastik stecken generell viele Chemikalien. Weil sie nicht deklariert werden müssen, wissen wir nicht, welche. Die Produktion aus Rohöl belastet die Umwelt. Bei Holzspielzeug sollte man darauf achten, dass es nicht lackiert ist, denn Lacke enthalten Lösungsmittel. In geklebtem Holzspielzeug findet sich häufig Formaldehyd. Die Stiftung Warentest hat gerade Holzspielzeug getestet, von 15 konnte sie immerhin 10 Produkte empfehlen, vor 5 warnt sie. Übrigens ist unter dem guten Spielzeug auch preisgünstiges vom Discounter. Teuer heißt nicht immer besser.

Welche Label sind wichtig?

Das GS-Zeichen für geprüfte Sicherheit ist gut. Das wird vom TÜV auch für Spielzeug vergeben, das keine Schadstoffe enthält und sicher ist. Auch das Spielgut-Label prüft Schadstoffe sowie pädagogische Aspekte. Außerdem ist der Blaue Engel vom Umweltbundesamt ein guter Wegweiser. Für Textilspielzeug und Puppen gibt es noch die Euroblume, die schadstofffreie Produkte auszeichnet. Wir haben da sehr schöne Beispiele gefunden, es gibt günstige und unbedenkliche Stoffpuppen.

Hm, Kinder finden aber Plastikpuppen cooler, oder?

Stimmt schon. Es gibt ja auch Kunststoffprodukte, die Ansprüche an Nachhaltigkeit erfüllen, einfach weil sie ewig halten und immer weitervererbt oder -verkauft werden können. Wer Plastikspielzeug verschenkt, sollte unbedingt darauf achten, dass weder PVC noch Bisphenole oder Weichmacher drin sind. Dazu nachfragen! Bei Hartplastik sind Sie eher auf der sicheren Seite als bei Weichplastik. Ist Spielzeug als geeignet für Kinder unter drei Jahren gekennzeichnet, sind bestimmte gefährliche Weichmacher nicht drin, denn das ist verboten. Übrigens gelten Miniaturpüppchen oder Ähnliches als Dekoartikel und nicht als Spielzeug, da sind die Gesetze laxer.

Johanna Hausmann

verantwortet die Themen Chemikalien­sicherheit und Gesundheit bei dem internationalen Netzwerk Women Engage for a Common Future, WECF.

Auf Weihnachtsmärkten gibt es keine Label. Wie erkenne ich dort, ob Sachen gut sind?

Kaufen Sie mit allen Sinnen, riechen und fühlen Sie. Was stinkt oder stark duftet, kaufen Sie nicht. Duftstoffe können Allergien auslösen, außerdem versuchen Hersteller, damit unangenehme Chemiegerüche zu übertünchen. Fassen Sie Kuscheltiere oder Puppen an. Ist das schon unangenehm: Finger weg.

Und was mache ich mit Geschenken, die mich misstrauisch stimmen?

Auspacken und am Fenster lüften lassen, damit flüchtige organische Verbindungen nach draußen entweichen und nicht in die Atemluft der Kinder. Kuscheltiere immer waschen.