Dann waren es nur noch zwei

In den USA steigt Floridas Gouverneur Ron DeSantis aus den Vorwahlen der Republikaner aus und stellt sich hinter Donald Trump

Nikki Haley ist die letzte verbliebene Konkurrentin Donald Trumps um die Kandidatur – und auch sie liegt klar hinten Foto: Brian Snyder/reuters

Aus Manchester Hansjürgen Mai

Das Rennen um die diesjährige republikanische Nominierung für die US-Präsidentschaftswahl ist seit dem Wochenende nur noch ein Zweikampf. Am Sonntag beendete der ehemals hochgehandelte Ron DeSantis seine Kampagne, nachdem er einsehen musste, dass er bereits jetzt schon, wenige Tage vor der zweiten Vorwahl im US-Bundesstaat New Hampshire, keine Chance mehr habe, sich die Normierung seiner Partei zu sichern.

„Es hat sich herauskristallisiert, dass eine Mehrheit der republikanischen Wähler Donald Trump eine weitere Chance geben will“, sagte der Gouverneur Floridas in einem Video, das er am Sonntagnachmittag auf X gepostet hatte.

Das Ausscheiden des 45 Jahre alten DeSantis hatte sich in den vergangenen Tagen angekündigt. Nach einem enttäuschenden Abschneiden bei den ersten Vorwahlen in Iowa, als er mit 21 Prozent der Stimmen zwar den zweiten Platz belegte, damit aber trotzdem knapp 30 Prozentpunkte hinter Trump lag, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis DeSantis die Reißleine ziehen würde.

In New Hampshire, wo die Wähler an diesem Dienstag zur Urne gehen werden, konnte De­Santis in den meisten Umfragen nur einstellige Prozentwerte erzielen. Der als „Anti-Woke“-Kandidat ins Rennen gestartete De­Santis setzte alles auf Iowa. Nach seinem Ausscheiden sicherte er seine Unterstützung seinem ehemaligen Mentor und bisherigen Rivalen Trump zu.

Damit ist die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley die letzte verbleibende Gegnerin, die eine erneute Kandidatur Trumps verhindern könnte. Die Vorzeichen stehen aber auch für sie alles andere als gut. In New Hampshire, wo die Republikaner als gemäßigter gelten als in Iowa, liegt Haley in den meisten Umfragen mit einem Rückstand von mehr als 10 Prozentpunkten klar hinter Trump.

Die Anziehungskraft des früheren Präsidenten und TV-Stars ist auch unter New Hampshires Republikanern ungebrochen. Eine Trump-Wahlkampfveranstaltung gleicht mehr einem Rockkonzert als einer politischen Kundgebung. Am Samstag harrten Tausende seiner Anhänger bei -8 Grad in Manchester für mehr als drei Stunden vor der Arena aus, um ihrem politischen Helden so nahe wie möglich zu sein.

Seine Anhänger tragen T-Shirts, Mützen und Schals mit seinen Wahlkampfslogans oder seinem Gesicht. In der Warteschlange diskutieren sie nicht über seine politischen Positionen, sondern spekulieren, über wen sich der Ex-Präsident an diesem Abend in seiner Rede lustig machen werde. Es ist eine Dynamik, die ihresgleichen sucht und von Teenagern bis zu Großeltern scheinbar alle in den Bann zieht. Auch in der Arena ist die Atmosphäre ausgelassen. Die Menschen tanzen, sie singen, und sie warten auf Trump, der ihrer Meinung nach der Einzige ist, der den Niedergang der USA stoppen kann.

Trump-Anhänger sind unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage im Land. Sie werfen Präsident Joe Biden vor, das Rechtssystem zu missbrauchen, um damit einen politischen Gegner aus dem Weg zu räumen. Und sie wollen einen kompletten Stopp der aktuellen Migrations- und Asylpolitik, die laut ihnen zu mehr Kriminalität und Drogenmissbrauch führt.

Es sind dieselben Themen, die auch Trump wenig später von seinem Podium aus anspricht und kritisiert. Ob das, was er von sich gibt, der Wahrheit entspricht, interessiert nur die wenigsten. Ein Demonstrant, der den Ex-Präsidenten während seiner Rede als „Diktator“ bezeichnet, wird schnell von Secret-Service-Beamten der Halle verwiesen. Immer wieder muss Trump seine Rede unterbrechen, da seine Anhänger „USA! USA! USA!“-Parolen rufen.

Im Gegensatz dazu gleichen Haley-Veranstaltungen einem Kaffeekränzchen. Nur die wenigsten tragen Kleidung mit Nikki Haleys Namen. Ein bisschen Beifall hier, ein Aufschrei dort, doch die Begeisterung fehlt. Haley versucht ihre Kampagne mit der Begründung am Leben zu erhalten, dass sie bessere Chancen habe, Biden im November zu schlagen.

Ob das, was Trump von sich gibt, der Wahrheit entspricht, interessiert nur die wenigsten

Doch die Themen, die im November erfolgversprechender sein könnten, wie eine differenzierte Diskussion über Abtreibung, treffen bei vielen Republikanern, die in der Vorwahl abstimmen, auf Stirnrunzeln.

Haley-Anhänger wie Charles Buzzell oder auch bisherige De­Santis-Unterstützer:innen wie Jodie Nelson verstehen diese Dynamik. Sie sind sich trotzdem einig, dass, wenn es im November zur erneuten Wahl zwischen Trump und Biden kommen sollte, dann Trump ihre Stimmen erhalten werde.

„Wenn er die Nominierung gewinnt, dann werde ich ihn wählen. Zwar werde ich darüber nicht glücklich sein, aber er ist das geringere Übel“, erklärte Nelson. Genauso denken viele Republikaner. Auch wenn sie Trump nicht wirklich mögen, werden sie am Ende für den Spitzkandidaten der Partei stimmen. Und das sollte Biden und Demokraten Sorgen bereiten.

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