Deutschlands Haltung zu Gaza: Ein Ende des Krieges zu fordern, ist nicht kompliziert
Über 25 Staaten fordern endlich ein Ende des Blutvergießens im Gazastreifen. Deutschland gehört nicht dazu. Man fragt sich, warum nicht.

E s ist nur noch bitter. Mehr als 25 europäische Länder fordern einen sofortigen Frieden im Gazastreifen und die Freilassung der Geiseln, die noch in den Händen der Hamas verharren. Doch Deutschland schließt sich der gemeinsamen Initiative nicht an. Warum? Würde Deutschland damit Israel verraten? Würde der Einsatz für einen Frieden im Nahen Osten der „komplexen Gemengelage“ nicht gerecht werden?
Es ist nicht kompliziert. Wenn Unschuldige tausendfach sterben, wenn Kinder verhungern, wenn israelische Geiseln in Kerkern sitzen, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.
Wenn Kranke und Verletzte nicht versorgt werden, wenn Ärzte angegriffen werden, wenn Menschen auf der Suche nach Essen erschossen werden, muss es heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.
Wenn Vertreibungen geplant werden, wenn die Zivilbevölkerung willkürlich bestraft wird, wenn selbst die kleinsten Auflagen des Völkerrechts mit Füßen getreten werden, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.

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Wenn Städte gezielt unbewohnbar gemacht werden, wenn Menschen das zweite Jahr in Folge bei 40 Grad in Zelten ausharren, wenn es kein Wasser gibt, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.
Wenn festgenommen wird, wer gegen die Gewalt demonstriert, wenn Journalisten getötet werden, wenn die Unklarheit nur dazu dient, das Blutvergießen zu befördern, muss es heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.
Wenn sich Rassisten in einem Feldzug wähnen, wenn Islamisten Rache schwören, wenn die Vernünftigen ihre Sprache verlieren, muss es heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.
Es ist nicht kompliziert. Wenn die Welt angesichts des Leids ihre Menschlichkeit verliert, muss die Antwort heißen: Dieser Krieg muss enden, jetzt.
Denn welche Gründe gibt es für die Fortführung des Kriegs im Gazastreifen? Welche Gründe gibt es dafür, die Kriegstreiber im Nahen Osten weiter zu unterstützen? Die menschenverachtende und immer brutalere Kriegsführung Israels nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 gegen alles und jeden im Gazastreifen hat gezeigt, dass sich die Islamisten militärisch nicht schlagen lassen.
Es wäre ein Leichtes für die Bundesregierung, sich in die Forderungen der westlichen Staaten einzureihen. Jeder Strohhalm, das Leid der Menschen zu stoppen, muss ergriffen werden. Besser heute als morgen.
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