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Koalition CDU-LinksparteiDie Gretchenfrage der CDU

Gastkommentar von Anna Neuenfeld und Marcel Lewandowsky

Sollten die Christdemokraten mit der Linkspartei koalieren? Auf kommunaler Ebene sind die Schnittmengen beider Parteien größer, als man denkt.

Koalition unter Einschluss der Linken? Das ist tatsächlich eine Gretchenfrage für die CDU Foto: dts Nachrichtenagentur/imago

D ie AfD eilt von einer Rekordumfrage zur nächsten – im Bund wie in den Ländern. In Sachsen-Anhalt, wo im kommenden Jahr ein neuer Landtag gewählt wird, steht die rechtsextreme Partei bei 39 Prozent – 12 Punkte vor der regierenden CDU. Auch in Mecklenburg-Vorpommern steigt die AfD ein Jahr vor der Landtagswahl auf 38 Prozent.

In einem solchen Szenario haben die Christdemokraten zwei Möglichkeiten: Juniorpartnerschaft mit der AfD – oder eine Koalition unter Einschluss der Linken. Das klingt für viele sicher utopisch – Stichwort Unvereinbarkeitsbeschluss zur Zusammenarbeit mit der Linkspartei – und es ist tatsächlich eine Gretchenfrage für die CDU. Eine, um die sich die Christdemokraten nicht länger herummogeln dürfen.

Denn welche Alternativen gibt es? Der Variante, als Juniorpartnerin mit der AfD zusammenzugehen, dürften manche in der Union etwas abgewinnen, vor den ostdeutschen Landtagswahlen 2024 gaben rund 45 Prozent der CDU-Mitglieder an, eine Kooperation mit der AfD nicht auszuschließen. Polen, Ungarn, die USA zeigen aber: Dort, wo die Rechte an der Macht ist, regiert sie autoritär, greift die demokratischen Institutionen an und hebelt den Rechtsstaat Stück für Stück aus. Die AfD hat von diesen Beispielen gelernt. Die Christdemokraten könnten sich zu Steigbügelhaltern einer autoritären Wende machen.

Bild: Paul-Philipp Braun
Anna Neuenfeld

ist Politikwissenschaftlerin und war bis Juli 2025 Fraktions­geschäfts­führerin der Grünen-Landtags­fraktion in Thüringen.

Bild: privat
Marcel Lewandowsky

ist Politikwissenschaftler und Lehr­beauftragter an der Johannes Gutenberg Universität Mainz.

Bei den derzeitigen Umfragewerten bliebe eine Koalition mit der Linken als eine von sehr wenigen Möglichkeiten, die AfD von der Regierung auszuschließen. Ein solches Bündnis käme für die CDU dem Verkauf ihres sprichwörtlichen Tafelsilbers gleich. Seit ihrer Gründung halten die Christdemokraten Äquidistanz zu allen Rändern des politischen Spektrums.

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Antikommunismus mit Symbolwert

Es war folgerichtig, dass sie sich nach 1990 konsequent von allen Nach-Nachfolgeparteien der SED abgrenzten. Im überschaubaren Parteiensystem der Bundesrepublik hatte der strenge Antikommunismus der Union jedoch zuletzt symbolischen Wert. Die Union konnte oftmals mit der FDP koalieren, teils mit der SPD, später öffnete sie sich für die Grünen. Ein Bündnis mit der Linkspartei war also gar nicht nötig.

Heute ist die Situation anders, das zeigt aktuell die Wahl am Bundesverfassungsgericht: Die Union braucht für die drei neuen Richter die Stimmen von Grünen und Linkspartei. Damit heute eine noch utopisch klingende Koalition aus CDU und Linkspartei überhaupt denkbar wäre, müssten zwei erhebliche Voraussetzungen erfüllt sein: inhaltliche Schnittmengen sowie das Überwinden der Fundamentalabgrenzung, vor allem bei der CDU.

Zumindest in der Landespolitik sind die Überschneidungen zwischen Union und Linken größer, als man gemeinhin denkt, etwa bei Bildung, Sozialpolitik, Daseinsvorsorge. Ob bei Investitionen in Infrastruktur, Digitalausbau, Erhalt der Krankenhauslandschaft oder der besseren Ausstattung von Schulen und Kitas – die Differenzen zwischen Union und Linken sind nicht unüberbrückbar.

Abgesehen davon, dass Kompromisse ohnehin zum Koalitionsgeschäft gehören. Es überrascht nicht, dass Konservative und Linke durchaus punktuell zusammenarbeiten. In Thüringen wurde unter der letzten rot-rot-grünen Minderheitskoalition ein Stabilitätsmechanismus mit der CDU vereinbart, der unter anderem sicherstellte, dass trotz fehlender Regierungsmehrheit jedes Jahr ein Haushalt mit den Stimmen der Christdemokraten aufgestellt werden konnte.

Jede Koalition, die erstmals geschlossen wird, birgt Risiken, zumal wenn ideologisch so unterschiedliche Parteien sie eingehen. Man denke an die Diskussionen um schwarz-grüne Bündnisse, die heute normal sind. Doch in der CDU stößt ein Bündnis mit der Linken nicht nur auf massive Vorbehalte, sondern wurde 2018 eben per Parteitagsbeschluss ausgeschlossen. Dennoch befürwortete 2023 in einer Umfrage die Hälfte der christdemokratischen Parteimitglieder und 60 Prozent der übrigen Befragten eine mögliche Koalition aus Union und Linken – und zwar in Ostdeutschland.

Diese uneindeutigen innerparteilichen Mehrheitsverhältnisse bieten zumindest die Möglichkeit, angesichts der Bedrohung der Demokratie durch die extreme Rechte eine innerparteiliche Debatte anzustoßen. Diese würde die Partei auch nicht gänzlich unvorbereitet treffen. Schon im Mai hatte sich etwa Kanzleramtschef Thorsten Frei offen gezeigt für einen neuen Umgang mit der Linken. Die Zeichen der Zeit werden in der Union erkannt, aber die Diskussion um den Unvereinbarkeitsbeschluss scheut man bislang noch.

Es ist ein schmaler Grat: Fällt die Entscheidung für ein Zusammengehen mit der Linken etwa erst nach der Wahl in Sachsen-Anhalt, würde sie wohl auf massiven innerparteilichen Widerstand treffen. Gleichzeitig könnte eine frühere Diskussion schon Monate vorher für Unruhe in der Partei sorgen – und die AfD, die sich als „saubere“ Konservative präsentieren würde, womöglich noch weiter stärken. Gerade weil es weder für noch gegen einen solchen Schritt klare Mehrheiten in der CDU gibt, braucht es für diesen Strategiewechsel integrierende und pragmatische Persönlichkeiten – innerparteilich und über Parteigrenzen hinweg. Sie müssen kommunizieren, dass es sich zwar nicht um eine „Herzenskoalition“ handelt, wohl aber um ein Bündnis, dessen Aufgabe nichts Geringeres ist als der Schutz der Demokratie vor dem Zugriff der extremen Rechten.

Im Zuge eines solchen Perspektivwechsels würde auch das tradierte Lagerdenken überworfen, dem viele Funktionäre noch immer anzuhängen scheinen. An seine Stelle würde eine Koalitionsoffenheit aller demokratischen Parteien treten. Damit aber müssten sich auch die konservativen Kulturkämpfe der letzten Jahre erübrigen. Koalitions-, aber nicht zuletzt staatspolitisch klüger ist es, inhaltlich zu polarisieren, aber das Gemeinsame nicht zu verschweigen: den Willen zum Schutz der Demokratie. Das erfordert ein neues politisches Verantwortungsbewusstsein, das über taktische Parteierwägungen hinausgeht.

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36 Kommentare

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  • Schon wieder eine Schlußstrichdebatte? Die Linke ist keine demokratische Partei und wird es nie sein. Von Politikwissenschaftlern kann man eigentlich erwarten, das sie mal einen Blick in ein Geschichtsbuch geworfen haben.



    Ich finde es auch immer genial, wenn einem als Ostdeutschen ständig Ostalgie und fehlende Auseinandersetzung mit der SED Diktatur vorgeworfen wird, die gleichen Leute dann aber genau diese Partei verharmlosen und normalisieren.



    Und selbst wenn die CDU das machen würde, wäre damit nur der AfD Wahlsieg garantiert.

  • Die CDU hat schon einmal Ramelow als Ministerpräsidenten gewählt, da wird es wohl auch noch für die Enbeziehng eines Landwirtschaftsministers der Linkspartei in eine Koalition reichen 🤪 🐄👨‍🌾

  • Eine Koalition aus/mit Union und Linkspartei ?



    Wäre ein Turbo für die AfD.

  • Die CDSU hat eine Grube gegraben, in die sie demnächst stürzen wird. Auf der einen Seite einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegenüber der Linken, auf der anderen Seite eine mehr als löchrige "Brandmauer" gegen rechts, mit deren Untergraben ein meines Erachtens nach nicht irrelevanter Teil innerhalb der Union bereits beschäftigt ist. Das Gleichsetzen von Linker und AfD durch die CDSU als "extreme Ränder" ist hochgefährlich.

    Bis jetzt haben Merz und seine Parteigenossen einfach nur Glück gehabt, dass Linke und Grüne sich verantwortungsbewusster zeigen als die CDSU, und auf diese Weise z.B. die Zweidrittelmehrheit für die Wahl der drei Verfassungsrichter*innen gestern möglich gemacht haben, obwohl die CDSU erneut jede Kontaktaufnahme zur Linken verweigert hat. Das wird aber nicht ewig so weitergehen. Merz keilt derweil weiter gegen die Grünen, brüskiert gerne auch mal den eigenen Koalitionspartner und verscherzt es sich auf diese Weise mit so ziemlich Allen, ganz so, als sei er immer noch in der Opposition. Unter diesen Umständen eine Koalition mit der Linken zu schmieden, sollte es notwendig werden, oder gar eine Minderheitsregierung zu führen, sehe ich nicht.

    Die AfD freut's.

  • Für Hamburg kann ich nur sagen, dass CDU und LInke sich nur darin einig sind, dass der demokratische Rechtsstaat erhalten werden muss, bei allen anderen Fragen liegen beide Parteien sehr weit auseinander. Die CDU würde bei einer Alleinregierung wohl weiter staatliche Betriebe, Liegenschaften und Immobilien verkaufen, eventuell bestimmte Aufgaben der Verwaltung privatisieren, die Linke würde eventuell bestimmte Immobilien und ausgelagerte Aufgaben wieder verstaatlichen, die CDU wünscht sich eine Gruppe von Gymnasien, die gegenüber Stadtteilschulen stark privilegiert sind, die Linke würde gerne eine Art verbesserte Gesamt-Stadtteilschule im ganzen Stadtgebiet einführen. Die CDU würde gerne vom Flughafen große Mengen an Asylbewerbern und Häftlingen in deren Heimatländer zurückführen, die Linke macht sich für faire Asylverfahren und Integraion stark.



    Ich kann mich nicht erinnern, dass in der Geschichte Hamburgs seit 1945 zwei Parteien so weit auseinander lagen, wie diese beiden. Mag sein, dass es in einigen Landkreisen und Dörfern anders aussieht, das wäre ja gut.

    • @Andreas_2020:

      Aus Hamburger Perspektive stellt sich die Frage einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit zwischen CDU und Linken möglicherweise überhaupt nicht … da sind SPD und Grüne noch lange vor.



      In Ostdeutschland aber sehen die Verhältnisse ganz anders aus. Meine These: für die Ost-Landesverbände der CDU wird das eher zur Zerreißprobe wie für die Linke … Teile der Basis schielen dort offen zur AfD, die Ost-Linken hingegen dürften eher pragmatisch orientiert sein, wenn es darum geht, die AfD von der Macht fernzuhalten.

      • @Abdurchdiemitte:

        "...die Ost-Linken hingegen dürften eher pragmatisch orientiert sein, wenn es darum geht, die AfD von der Macht fernzuhalten."



        Pragmatisch glaube ich sofort. Hieße aber, entweder die Linken schieben Migranten mit ab oder die CDU muss open boarders mittragen...



        Wie soll das gehen?



        Union und Linke zusammen hieße für mindesten eine der beiden Parteien Verrat an der eigenen Grundüberzeugung.



        Oder bildlich gesprochen: die Union ist die rechteste Partei im demokratischen Angebot Deutschlands. Die Linke ist die linkeste Partei im demokratischen Angebot Deutschlands. Wenn die beiden gemeinsame Sache machen könnten, dann brauchts keine Parteien mehr dazwischen. Dann können wir alle Parteien auflösen und eine graue Einheitspartei bilden, die 'alles' will. Dann haben wir US Verhältnisse, zwei Parteien, 'Demokraten' und die AfD. Dann ist unsere politische Vielfalt am Ende.



        Die Idee Union und Die Linke ist die gleiche Totgeburt wie die Brandmauer. Weil der Initiativgedanke dahinter nicht ist, 'wie können wir eine bessere Politik machen', sondern nur 'wie können wir die AfD von der Regierung halten'.



        Destruktiv statt konstruktiv.



        Das klappt nicht, das verlängert nur das Siechtum.

        • @Saskia Brehn:

          Ich habe mich ja nun auch nicht als Fan schwarz-tiefroter Bündnisse geoutet. Klar, dass das nicht funktionieren kann und auch - aus beider Perspektive - nicht wünschenswert wäre.



          Aber in der Tat geht es um die Frage, wie wir die AfD von der Regierung fernhalten können … ich persönlich halte die Frage sogar für essentiell für die Verteidigung unserer Demokratie (sehe aber durchaus, dass darüber unter Demokraten unterschiedliche Aufassungen bestehen). Und ich sehe, dass Ihre Auffassung, die Linke sei die linkeste Partei im demokratischen Angebot, von der CDU eben nicht geteilt wird bzw. der Linken wird rundweg abgesprochen, eine demokratische Partei zu sein (deshalb ja der Unvereinbarkeitsbeschluss). Inzwischen wird das sogar von einigen in der CDU kontrovers diskutiert, aber es tut sich einfach nichts, um diesen Schwachsinn zu korrigieren.



          DARIN - in der konservativen Positionierung (Hufeisen-Theorie), nicht Ihrer - liegt das Hauptproblem, denn letztlich macht sie eine effektive Bekämpfung der AfD unmöglich.



          Im Grunde muss der CDU Arbeitsverweigerung vorgeworfen werden, was die Zusammenarbeit unter Demokraten und den Einsatz für den Erhalt unserer Demokratie betrifft.

    • @Andreas_2020:

      "Linke macht sich für faire Asylverfahren und Integration stark."

      Nein. Die Linke möchte keine fairen Asylverfahren. "Fair" impliziert einen Interessenausgleich.

  • Aktuell ist die CDU ja wirtschaftlich eher eine FDP 2.0 geworden und gesellschaftlich insbesondere der AfD auf den Fersen. Das wäre für die Linke deutlich negativer, als für die Union selbst. Durch die Ampel wurden die Wähler ja auch schon irgendwie in die Enge getrieben, die einfach nur ihren Frust über die Gesamtlage zum Ausdruck bringen möchten.

    Die Leute sind auch leider nicht dazu in der Lage, kommunale Bereiche und insgesamt nationale Bereiche zu unterscheiden.

    Ich sehe eigentlich nur zwei Möglichkeiten, wie der Laden noch zu retten ist. Entweder, es kommt eine neue Partei in der Mitte, die viele Baustellen auf sich vereinen kann und sich gleichzeitig gegen jede Form von Extremismus positioniert oder die Parteien müssen auch ohne Koalitionen lernen, sich zu einigen. Ansonsten ist die Kontrollübernahme durch die AfD enttäuschenderweise unvermeidbar.

  • Die CDU sollte weder mit Linken noch mit AfD Koalition, beide wollen ein anderes System.

  • Der Artikel vernachlässigt völlig, was eine Koalition für Die Linke als auch die Union bedeuten würde - nämlich definitiv Stimmenverluste.



    Es mag sein das Union und Linke kommunalpolitisch teilweise nah beieinander liegen, es mag auch sein, dass sich das eine knappe Mehrheit der Kommunalpolitiker vorstellen kann - grundsätzlich kann Mensch sich ja alles vorstellen, wenn es um den Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes geht - aber in Konsequenz hieße das auch, dass man sich gegenseitig achten müsste.



    Man stelle sich also vor Friedrich Merz oder Markus Söder schauen auf einem Parteitag der Linken vorbei und die spenden Höflichkeitsapplaus. Oder Heidi Reichinnek kommt zur Starkbierprobe der CSU auf den Nockherberg und lacht über das Derblecken.



    Unrealistisch? Ein Fiebertraum?



    Eben.



    Und genau so realistisch ist eine (Verzweiflungs)Koalition aus Union bis Die Linke.



    Davon profitiert definitiv nur die AfD.



    Die Grünen haben gerade erst ihr Fiasko erlebt, weil sie ihrer Stammklientel zu sehr entrückt sind und migrations- als auch wirtschaftspolitisch eine Politik wider der Basis vertreten haben.



    Wie kann man mit dieser aktuellen Erfahrung Union und Linken gleiches raten?



    Das wäre Selbstmord.

    • @Saskia Brehn:

      Aber von R2G darf man wohl schon noch träumen, wenn SPD und Grüne in Ostdeutschland nur nicht in die politische Bedeutungslosigkeit abzurutschen drohten.



      Sonst bleibt am Ende tatsächlich nur die Haselnuss-Koalition (Schwarz/Braun).

  • Der Kommentar hat eine markante Schwachstelle, denn es wird davon ausgegangen, dass der Wähler ein „Zusammenarbeiten“ zwischen CDU und Linken goutieren würde.



    Das ist die klassisch falsche Sichtweise.



    Der Wähler will ja keine Mitte-Links-Regierung mehr. Der Mitte-Rechts-Anteil der Wählerstimmen liegt nach den Prognosen ja bei über 50%.



    Danach sollten sich die Politiker richten.

    • @Dirk Osygus:

      Sie vertreten die klassische rechte Denkweise, die ganz schlicht nichts mit den Realitäten in einer Demokratie zu tun hat. Es gibt keine Mehrheit für eine Regierungsbeteiligung von Rechtsradikalen in diesem Land. DAS und nichts anderes zeigen alle Umfragen.

      • @Kaboom:

        Aber auch ganz sicher keine Koalition zwischen Union und Linke.

        • @Katharina Reichenhall:

          Doch, natürlich ist eine Koalition CDU Linke im Bereich der vertretbaren Möglichkeiten! Weil die Linke eine demokratische Partei ist!



          Oder wollen Sie etwa behaupten, dass die Linke das gleiche wie die AfD in grün ist? Und wenn, dann würde ich Sie bitten, unbedingt zu erklären, wo bei der Linken/deren Parteiprogramm Sie etwas Verfassungswidriges finden?



          Wer meint, dass die rechtsextreme AfD als demokratisch gewählte Partei, gleichgültig ihrer extremistischen und menschenfeindlichen Gesinnung, regieren dürfen sollte, der muss doch eine Koalition mit der Linken, die nicht nur demokratisch gewählt, sondern auch selbst demokratisch ist, im Gegensatz zur AfD, erst recht begrüßen, wenn er ein echtes Interesse daran hat, nicht Rechtsextreme in Deutschland wieder in der Regierung sehen zu wollen. Was eine Schande wäre! Um das zu verhindern, sollte man selbstverständlich jede mögliche Koalition mit demokratischen Parteien in Erwägung ziehen, denn keine dieser Optionen ist unvertretbarer und schamloser als die AfD in die Regierung zu holen. Ich denke, das sollte ein ganz dringendes Interesse in Deutschland sein, das um jeden Preis zu verhindern.



          Ich hoffe, wir sind da einer Meinung!

  • ich denke die Analyse ist zu einfach. Klar gibt es gerade in der Lokalpolitik Überschneidungen von Linke und CDU, aber es gibt auch massive Gegensätze, etwa in der Migrationspolitik auch auf lokaler Ebene. Die CDU Führung würde natürlich eine Koalition oder Ko-Habitation mit der LInken eingehen, keine Frage, Die sind nur an der Macht interessiert, aber das würde fürchte ich die Basis spalten. Die Mehrheit würde sich der AfD zuwenden so dass am Ende die Linke gestärkt und die CDU geschwächt aus der Aktion herauskommt. Sieht man doch jetzt auch schon in Thüringen und Brandenburg. Ok, das ist der BSW aber in diesem Sinne dasselbel. Man schaue sich nur mal die Umfrageergebnisse an.



    Dazu kommt natürlich die erste Frage der CDUler: "wenn man mit der LInken koalieren will, warum dann nicht mit der AfD?" Und abstrakte Argumente wie "Wille zum Schutz der Demokratie" werden doch sofort als das erkannt was sie sind, nämlich vorgeschobene "idealistische" Gründe um selber an die Macht zu kommen.

  • Mit dieser CDU, die so weit nach rechts außen abgedriftet ist, kann es keine Zusammenarbeit geben.



    Mit der Merkel CDU, die auf Kompromisse setzte - Stichwort gemeinsame Lösung - wäre das denkbar gewesen. Doch diese CDU existiert nicht mehr.



    Von daher ist es unerheblich, ob die CDU ihren Unvereinbarkeitsbeschluss aufhebt oder nicht. Die Linkspartei müsste alles verraten, wofür sie steht. Das wäre ihr Untergang.

    • @TeeTS:

      Falsch. Das wäre der Untergang der CDU. Der Wähler bekommt ja jetzt schon nicht die Politik, die er mehrheitlich gewählt hat.



      Wenn die CDU auch noch mit den Linken kooperieren würde, hätte die AfD vollkommen freie Bahn.



      Politik benötigt verschiedene Standpunkte und Meinungen. Gleichmacherei ist der Tod der Demokratie.

  • Das Problem ist doch schlicht und einfach, dass die CDU im Geiste der rechtsextremen AfD viel viel näher steht, als der Linken, die einen sozial gerechten Staat für wichtiger hält, als Kapitalismus. Genauso wie die CDU von der Linken so ziemlich das gleiche hält wie die AfD und genauso versucht sie ständig, wie zum Ausgleich dafür, dass Rechtsextremismus ja auch angeprangert wird, die Linke ebenso in den Bereich des Extremismus drücken zu wollen, nur weil sie eine andere politische Agenda und einen anderen Fokus als die CDU haben, die Politik lediglich als Lobbyarbeit für Kapitalisten versteht. So unerschütterlich wie die Brandmauer der Linken gegenüber durchgesetzt wird, kann man bei der CDU bzgl Abgrenzung zu Faschos nur träumen

    Wenn dem nicht so wäre, würde sich nämlich gar nicht die Frage stellen, ob man mit der Linken, dir eine demokratische Partei ist, koaliert, um Faschisten im angeblichen ‚nie wiede‘ Deutschland aus der Regierung, wenn sie schon im Parlament sind, was Deutschland nicht verhindern wollte und eine Nazi Partei mit der Demokratie rechtfertigt. Die CDU ist wie ein narzisstisches Elternteil, dem die eigenen Bedürfnisse wichtiger sind, als ihre Verantwortung.

    • @Edda:

      Warum sollte sich die Union mit einer Partei befassen, die ihr so begegnet, wie Sie das tun?



      Traurig, dass Sie das "Nie wieder" in diesem Zusammenhang erwähnen, wo es doch die Linken sind, die wenig dagegen tun, dass Juden in diesem Land wieder um ihr Leben fürchten müssen.

      • @Katharina Reichenhall:

        Dass auch Ihre Sympathien, scheinbar bei rechtskonservativ (CDU) bis rechtsextrem (AfD) gebündelt sind, macht ihre Aussage nicht verständlicher. Ich weiß nicht, was Sie damit meinen, „wie ich der Partei begegne“. Die regierenden Parteien besonders jetzt im nie wieder Deutschland ganz stark den Auftrag, um jeden Preis Faschisten nicht zum Zuge kommen zu lassen. Die Linke ist eine demokratische Partei, die nicht gegen Minderheiten hetzt, im Gegensatz zur AfD bei denen Hass und Hetze gegen Islam und Muslime Parteiprogramm ist, ihre Jugend wurde wegen Muslimhass verboten! Wider staatliche Hetze gegen religiöse Minderheiten! Nie wieder bedeutet nicht nur nie wieder Juden! Sie haben traurigerweise aus ihrer Geschichte nicht übertragbar gelern! Denn die Lehre der Geschichte, das Nie wieder gilt universell und nicht exklusiv für Juden, da andere Menschen nicht minderwertiger sind! Nie wieder gilt für jegliche Verbrechen gegen alle Völker! Auch wenn es natürlich Antisemitismus gibt, ermordet, angezündet, von Mobs zusammengeprügelt und um ihr Leben bedroht, werden ivor allem Muslime, Geflüchtete und Andersdenkende. Ich habe zum Glück nichts über ermordete Juden in D seit 2. WK finden können

    • @Edda:

      Ich würde den Gegensatz anders formulieren, dass die Linke einen "verteilungsgerechteren Staat" durch Umverteilung anstrebt, während für die CDU und die Frage eines funktionstüchtigen Staates wichtiger ist als Verteilungsfragen - übrigens auch für die SPD da, wo sie Erfolg hat (etwa in Hamburg).

      • @Dr. McSchreck:

        Kann ich Ihnen erstmal gut zustimmen.



        Allerdings sehe ich in gerechter Umverteilung bzw Verteilungsgerechtigkeit grundsätzlich, keinen Widerspruch zu einem funktionstüchtigen Staat.



        Ganz im Gegenteil. Ein Staat, dessen Gesellschaft nicht durch ökonomische Kluften gespalten ist, ist auch politisch und gesellschaftlich sozial viel eher mit sich wirtschaftlich und seinen Menschen untereinander im Gleichgewicht! Von fairen und würdigen bis guten Lebensverhältnissen für Alle profitiert die Gemeinschaft immer noch am meisten.

  • Ich sehe nur eine Lösung auch wenn sie heute utopisch erscheint:



    Die spd MUSS sich auf ihre Grundwerte besinnen und endlich soziale und steuerliche Gerechtigkeit in diesem Staat wieder herstellen. Diese Ziele stehen zwar irgendwo auf Papier oder in pdfs aber die Glaubwürdigkeit, dass sie das wirklich machen wollen ist weg. Das wieder herzustellen wird mindestens 10 Jahre konsequenter Nicht-Einknick Politik erfordern. Und glaubwürdige Persönlichkeiten mit Rückgrad. Beides leider in weiter Ferne.



    Duldung der Linken durch oder Koalition mit einer €DU/€$U kann auch mittelfristig nicht funktionieren solange diese Lobbypartei der fossilen Wirtschaft und der neo"liberalen" Ideologie Reiche von der Steuer befreit und vollständig aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entlässt , Arme gegeneinander aufhetzt, Normalverdiener wie eine Zitrone auspresst und Umwelt/Klima den Zerstörern zum Frass vorwirft.



    Jeder weiss das. Niemand handelt.

    • @So,so:

      Im Prinzip haben Sie recht, nur würde ich es pragmatischer formulieren, was die SPD jetzt tun sollte/müsste: sie müsste jetzt mal entschieden „in die Puschen“ kommen, d.h. die 20%-Marke nach oben knacken und sich wieder auf Platz 2 vor die AfD setzen wollen (es ist doch grausam zuzuschauen, wie die alte Tante sich von den AfD-Schnöseln degradieren lässt!).



      Gelingt das, wäre auch der Weg für R2G frei … auch dank der aktuellen Stärke der Linkspartei.



      Ich fürchte nur, die Klingbeils sehen sich lediglich noch als Nachlassverwalter einer einst stolzen Arbeiterpartei und werden nicht zögern, sie ganz abzuwickeln, wenn die Zahlen noch weiter sinken.

    • @So,so:

      Wer sich in der SPD auf die Grundwerte besinnt, kann eigentlich nur zum Schluß kommen, in die Linke zu wechseln. Die heutige SPD hat sich von damals schon viel zu weit entfernt.

  • Wenn die Partei der Linken mit der CDU zusammen regiert, wird sie sich noch schneller in eine zweite SPD transfomieren und die AfD wird - mangels linker Alternative - noch schneller wachsen und womöglich die 50%-Brandmauer stürzen.

    Deswegen sollte die linke Partei zusammen mit außerparlamentarischen Bewegungen aus den Bereichen Frieden, Ökologie, Soziales und Menschenrechte eine starke Opposition gegen die Adenauer-Partei wie auch gegen deren deren Auswuchs, die AfD, auf die Beine stellen.

    Es gilt, sowohl die Neofaschisten als auch die rückständigen Konservativen zurückzudrängen und so die Gesellschaft nach vorne zu bringen.

    • @Uns Uwe:

      Es ist ja ganz nett, wenn sich Die Linke mit radikalen linken Oppositionsforderungen - klar, deshalb habe ich sie auch gewählt - weiter nach oben schieben kann, möglicherweise vor die Grünen und im besten Fall vor die SPD. Aber der Erfolg ist fragil, wenn man es im Alleingang versucht. Und dabei geht es AUCH immer um die parlamentarische Machtoption … deshalb sollte R2G nie aus den Augen verloren werden.



      Außerparlamentarische Bewegungen, schön und gut … aber wir als „alte Kämpen“ wissen, dass das noch keine politischen Mehrheiten in der Bevölkerung und im Parlament generiert. Das war schon bei den großen Friedensdemos 1982/83 im Bonner Hofgarten so, wo die gesellschaftliche Ausgangslage noch wesentlich besser als heute erschien. Am Ende war dann doch der „Dicke“ Kanzler und legte sich wie Mehltau 16 Jahre über das Land.

      • @Abdurchdiemitte:

        Linke Politik hatte in Deutschland selten parlamentarische Wahl-Mehrheiten. Seit dem Bestehen der Bundesrepublik Deutschland setzt die CDU den Grundton der Politik und zwar durchgehend.

        Wenn linke Inhalte sich auch in den Bundes- und Landesparlamenten durchsetzen sollen, dann braucht es die Verbindung zu sozialen, ökologischen und Friedensbewegungen, denn andere Koalitionspartner hat eine linke Partei nicht.

        Ugekehrt benötigen die progressiven außerparlamentarischen Bewegungen ein parlamentarisches Standbein. Aus der damaligen Friedensbewegung sind immerhin die Grünen hervor gegangen und auch in die Parlamente getragen worden als ehemals Friedespartei. Ohne den außerparlamentarischen Schub wäre dies nicht möglich gewesen.

        Heute sind diverse Bewegungen nicht schwächer, sie sind nur anders und werden weiterhin von den Rechten in Parteien und Staat bekämpft, u.a. mit einem verstärkten ideologischen Ansatz.

        Dennoch ist das Grund für den aktuellen Aufschwung der linken Partei, deren Rolle es nun sein müsste, parlamentarisches Sprachrohr der progressiven Bewegungen zu sein.

        Nur durch diese gegenseitige Unterstützung geht es.

        • @Uns Uwe:

          Es ist Wochenende und deshalb kein Widerspruch von meiner Seite.😉

  • einmal abgesehen davon, dass die unterschiedlichen klassenstandpunkte das beschriebene nahezu unmöglich machen, ist das eine kuriose debatte. warum sollte die linke mit einer seit jahrzehnten neoliberalen und zunehmend autoritär nationalistischen partei koalieren, die in quasi allen politischen feldern gegen quasi alles steht, wofür sich die linke stark macht und wofür sie gewählt worden ist? und wer in der kommunalpolitik unterwegs ist, weiß, dass die scheinbaren schnittmengen sich schnell als trügerisch erweisen, wenn über finanzierungsstrategien und fiskalpolitische glaubensgrundsätze debattiert wird. ich fürchte es ist momentan naheliegender, dass die linke spätestens 2029 zusammen mit anderen parteien und den sozialkonservativen resten der cdu die eine neue sammelbewegung gründen werden, in eine volksfront gegen die koalitionspläne von völkisch-rechtsradikaler afd, autoritär-neoliberaler cdu/csu und libertär-kapitalistischer fdp eintreten werden muss, um den rechtsstaat zu verteidigen. gegen faschisierungsprozesse hilft nur antifaschismus. eine koalition mit der cdu gehört da ganz sicher nicht dazu.

  • Die beiden Politikwissenschaftler haben doch ein recht eingeschränktes Bild von Politik. Auf die Idee, dass die CDU ohne Änderung einfach in die Opposition gehen könnte und von dort ohne Bindungen und Absprachen Anträge stellt, scheinen sie gar nicht erst zu kommen.

    Ob dann Anträge durchgehen oder nicht ist Teil des demokratischen Verfahrens. Eine Partei der Opposition braucht schlichtweg keine Bindungen.

    • @DiMa:

      Die CDU blubbert doch aber gern davon, dass man staatsmännische Verantwortung tragen müsse, wenn sie einem dargereicht wird. Man könnte auch sagen: es herrscht dort unbedingter Machttrieb.

      • @Kawabunga:

        Wenn der Wahlausgang so kommen sollte, wie im Artikel prognostiziert (AFD 38% bzw. 39%) dann wird die Verantwortung vor allen Dingen der AFD dargereicht.