EU-Ausschuss will schärfere Regeln: Burger? Da muss Fleisch drin sein
Der Agrarausschuss des EU-Parlaments will Bezeichnungen wie Burger exklusiv für Fleisch beanspruchen. Die finale Entscheidung steht noch aus.
Eine Entscheidung im gesamten Plenum steht noch aus. Sollte das Parlament zustimmen, stünden zudem Trilogverhandlungen mit Rat und Kommission an.
Im Ausschuss beschlossen wurde ein sogenannter Berichtsentwurf, der demnach eine Stärkung der Landwirt*innen innerhalb der Lieferketten zum Ziel hat. Teil davon ist ein Änderungsantrag, mit dem eine EU-Verordnung von 2013 geändert werden soll. Diese war gefasst worden, um die europäischen Märkte für landwirtschaftliche Erzeugnisse einheitlich zu organisieren.
Ähnliche Regelung zu pflanzlichen Milchalternativen
Die entsprechende Verordnung hatte bereits damals für Aufsehen gesorgt. In ihr ist nämlich unter anderem geregelt, dass pflanzliche Milchalternativen nicht mehr als Hafer-, Soja- oder Mandelmilch verkauft werden dürfen, da sie nicht in „Eutersekretion durch Melken“ gewonnen wurden.
Stattdessen ist seitdem die Deklarierung als „Drink“ üblich. Kokosmilch und wenige andere Bezeichnungen bilden die extra gelisteten Ausnahmen.
Der aktuelle Antrag sieht nun vor, dass eine Reihe von Wörtern, die „gegenwärtig für Fleischerzeugnisse und Fleischzubereitungen verwendet werden“, ausschließlich Erzeugnissen vorbehalten sein sollen, „die Fleisch enthalten“.
Als Beispiele werden „Burger“, „Schnitzel“, „Steak“, „Wurst“, sowie „Eiweiß“ und „Eigelb“ genannt. Dass letztere Erzeugnisse gar nicht aus totem Tier bestehen, ist wohl niemandem aufgefallen.
Eine Ausweitung ist möglich
Die Formulierung im Antrag würde dabei in der Praxis auch eine Ausweitung auf weitere Begriffe theoretisch zulassen – Salami, Gulasch, Hackfleisch, alles denkbar.
Auch von jeglichen Bezeichnungen für Geflügelfleisch sollen die alternativen Erzeugnisse explizit ausgeschlossen werden. Außerdem soll im Labor gezüchtetes Fleisch unter die Regelung fallen.
Eingebracht hat den Änderungsantrag die französische Abgeordnete Céline Imart. Sie ist Mitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP), der auch die Unionsparteien angehören. Die EVP ist mit 188 Mitgliedern die größte Fraktion im EU-Parlament.
Celine Imart, EVP
Abgeordnete spricht von „kulinarischen Traditionen“
„Ein Steak ist aus Fleisch gemacht – Punkt“, heißt es von der Abgeordneten Imart. „Die ausschließliche Verwendung dieser Bezeichnungen für echtes Fleisch sorgt für eine ehrliche Etikettierung, schützt die Landwirte und bewahrt die kulinarischen Traditionen Europas.“
Für den Berichtsentwurf stimmten auch die Abgeordneten der sozialdemokratischen S&D-Fraktion. Unter ihnen die deutsche Maria Noichl (SPD). Den konkreten Antrag der Abgeordneten Imart lehne sie zwar inhaltlich ab, da derartige Bezeichnungsvorschriften die Eindeutigkeit, Verständlichkeit und Transparenz beeinträchtigen würden, teilt sie auf Nachfrage der taz mit. Ihre Zustimmung aber begründet Noichl damit, dass das Paket für gerechtere Agrarmärkte und faire Erzeugerpreise in Europa sorgen solle.
Es kann also sein, dass die EU-Bürger*innen sich in Zukunft sperrigen und zweifelhafte Formulierungen gegenüber sehen. Dann geht man im Restaurant „Brötchen mit kreisrundem pflanzlichen Proteinfladen und Salat“ essen oder grillt beim Sommerfest eine „Seitan-Stange“. Der rechte Kulturkampf kommt damit spätestens jetzt auch auf den europäischen Tellern an.
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