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Premierminister Lecornu tritt zurückFrankreich ist reif für eine Revolution

Rudolf Balmer

Kommentar von

Rudolf Balmer

Macron ist verantwortlich für das Regierungschaos in Paris. Allein sein Rücktritt würde das Problem aber nicht lösen, es braucht einen Systemwandel.

Die Augen richten sich auf Präsident Macron. Was hat er nun vor? Foto: Jean-Christophe Verhaegen/reuters

E s war bloß ein Intermezzo: Noch bevor der von Präsident Emmanuel Macron ernannte Premierminister Sébastien Lecornu die Liste seiner zukünftigen Regierungsmitglieder vervollständigen konnte, war er bereits zum Rücktritt gezwungen. Das ist nichts anderes als das Eingeständnis seines Versagens. Es war ihm nicht gelungen, in fast vierwöchigen Verhandlungen vor und hinter den Kulissen eine Art informelle Koalition zu bilden.

Kaum hatte er die wichtigsten Ministerposten vergeben, wollten sich die konservativen Regierungspartner auch schon verabschieden. Mehrere prominente Sprecher der Partei Les Républicains, unter ihnen der bisherige und erneut nominierte Innenminister Bruno Retailleau, kritisierten Lecornus „Casting“ für eine Regierung. Offenbar hatten die Konservativen ein größeres Stück vom Kuchen erwartet. Oder aber sie wollen nicht mitverantwortlich gemacht werden für das absehbare politische Desaster einer weiteren ohnmächtigen Regierung. Kapitän Lecornu wollte nicht allein auf dem sinkenden Schiff bleiben.

Ein evidentes Scheitern ist die missglückte Regierungsbildung auch für den eigentlichen „Drahtzieher“, Präsident Macron. Er hat sich und dem Land ja diese vertrackte politische Situation mit der letzten Auflösung der Nationalversammlung im Juni 2024 eingebrockt. Aus den Neuwahlen sind drei Blöcke hervorgegangen, die zu keiner Koalition fähig sind und sich stattdessen gegenseitig blockieren. Lecornu kann für seinen Misserfolg nicht einmal kritisiert werden.

Neuwahlen reichen nicht aus

Die Augen richten sich auf Präsident Macron. Was hat er nun vor? Hatte er mit dieser Krisensituation gerechnet? War das eventuell Teil eines machiavellistischen Kalküls? Denn in dieser außergewöhnlichen Notsituation verfügt er laut der Verfassung über zusätzliche, eines Autokraten würdige Machtbefugnisse. In beiden Fällen kann der Unmut der Bevölkerung gegenüber der Staatsführung nur noch wachsen. In den Demonstrationen ertönt immer lauter der Ruf nach Macrons Absetzung. Auch bei den etablierten Parteien von links und rechts – und neuerdings sogar aus konservativen Kreisen – wird nun der Rücktritt des Staatspräsidenten als Befreiungsschlag aus der Krise erwogen.

Wie es dann weitergehen soll, ist offen. Weder parlamentarische Neuwahlen noch die eventuelle Wahl eines anderen Präsidenten oder einer Präsidentin könnten voraussichtlich die Bedingungen für einen wirklichen Neubeginn schaffen. Dafür wäre eine tiefgreifende Systemänderung erforderlich. Frankreich ist reif für eine politische Revolution. Lecornu hatte in seiner Antrittsrede von einem nötigen „Bruch“ gesprochen, dann aber weder den Mut noch die Mittel gehabt, über den Status quo hinauszugehen. Sein Rücktritt war folgerichtig, hilft aber zu gar nichts.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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33 Kommentare

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  • Frankreich ist eine Vorschau auf uns. Wir gehen den selben Weg. Verschuldung immer weiter erhöhen bis zur Handlungs- und Reformunfähigkeit.

    Wir müssen uns nicht einbilden, dass es mit der heutigen Methodik der Allparteien-Antirechtskoalition dauerhaft gelänge, die Macht zu sichern.



    Antworten müssen schon her. Und nicht nur Narrative, die erklären, dass die Probleme, die Mehrheiten in der Bevölkerung zunehmend sehen, nicht existierten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    Die Linke in D muss den Mut haben, Themen anzusprechen und dafür Lösungen zu präsentieren, die sie eigentlich gern ignorieren oder negieren möchte, -zum Beispiel negative Nebenwirkungen der unkontrollierten Migration der letzten 10 Jahre.

    Sie muss den Rechten auf Augenhöhe begegnen und sich nicht hinter Brandmauern verstecken. Diskurse führen und nicht den Gegner für unwürdig erklären, an diesen teilnehmen zu dürfen.



    Intelligentere Analysen und Lösungen erweisen sich nur im direkten Vergleich. So, wie’s jetzt ist, kann dieser aber kaum stattfinden.

    So laufen wir in ein Frankreich, -ohne Not.

  • Schuld sind nach Meinung des PM die Parteien. ( "Sie führen sich auf, als hätte jeder von Ihnen die absolute Mehrheit, ich aber habe den Kompromiss gewählt" ). Olivier Faure (Parti socialiste) meinte aber, das neue Kabinett sei ein " album Panini du gouvernement Sarkozy/Fillon » au complet", also ein Sammelalbum mit Abziehbildern einer ziemlich früher gescheiterten Regierung. Das stimmt, es war kein Kompromiss, der PM hat es nur sich selbst geglaubt. Der Unterschied : die Vertreter der Parteien wurden gewählt, der PM ernannt. Also : man muss auf (fast) alle zugehen in dieser Lage, nicht nur auf die Altbekannten.

    Warum interessiert uns dieses Desaster?

    Macron war gewählt worden als das kleinere Übel.

    ...und wir dürfen hier mitreden .

  • Ich habe Eindruck, es herrscht etwas Verwirrung über den Begriff Revolution.

    Eine richtige Revolution ist nicht das Herumdoktern an den Institutionen oder ein Umbau der Fassade. Eine Revolution ist ein vollständiger Umsturz der Verhältnisse einschließlich eines Umsturzes der Besitzverhältnisse.

  • Der Systemwandel heißt le Pen und Rassemblement National



    Und ich fürchte dieser Systemwandel wird schneller kommen als uns recht ist. Rutscht Frankreich auch nach ultra-rechts sehe ich schwarz für die EU.

  • "Frankreich ist reif für eine Revolution""



    Was heißt das? Welche Revolution? Wenn jetzt gewählt würde, wären die Rechtsradikalen an der Macht. Das wäre ein tolle Revolution.

  • Wie soll eine Revolution aber funktionieren? Die Französinnen und Franzosen und alle, die ihnen nahe stehen, wissen selbst ja nicht genau, was sie eigentlich wollen, nur, was sie nicht wollen. Dummerweise stehen sich alle beim Nicht-Wollen auch wieder diametral gegenüber. Es zeichnet sich auch nicht im Mindesten ab, dass es später irgendwie klarer wird, wenn denn erstmal die Barrikaden stehen.

  • Und trotzdem hätte ich als Franzose wohl immer noch mehr Vertrauen in den Staat als ich es hier in Deutschland habe.



    Das liegt an u.a. an einer anderen Meldung aus Frankreich von vor ein paar Tagen. Nämlich, was mit ihren Politikern passiert wenn sie schwarze Koffer aus ominösen Quellen annehmen...



    Das war signifikant anders als bei uns, und entsprechend schaut man auf sie auch signifikant anders.

  • "Frankreich ist reif für eine politische Revolution."



    Ja, und die Nationale Front, pardon Front National (oder wie sie sich mittlerweile nennen) steht schon bereit.

  • Rien ne vas plus! Diese komplett verfahrene Situation wird zu einem "g'mähts Wiesla" für die populistischen Parteien, sollte es zu Neuwahlen kommen, wie bereits gefordert. Und Macron hat diesen Zustand - wie im Artikel erwähnt - in seiner Hybris regelrecht herbeigeführt. Möglicherweise hat er mit dieser Vorgehensweise sein Haupt unter das politische Fallbeil gelegt.

    Frankreich angeschlagen, Tschechien mit Rechtsdrall, Ungarn rechtsgedreht, Polen auch, Deutschland teilweise an der Abbruchkante: Ich weiß nicht, woher der europäische Spirit, der Zusammenhalt - auch gegenüber den Kriegsmächten - noch herkommen sollen.

  • Machen wir uns nichts vor. Die Französische wie auch die deutsche Gesellschaft sind nicht bereit, die Last der Demographie zu tragen. Bleiben Verschuldung und Umverteilung, denen aber in einer globalisierten Welt Grenzen gesetzt sind.

  • Frankreich braucht eine politische Strukturreform, vor allem aber eine Renaissance der Parteien der Mitte, die Macron (warum auch immer) nahezu vollständig durch seinen Personenkult zerstört hat, neben der in westlichen Demokratien üblichen Polarisierung mit einem Aufstieg des Rechtextremismus.

  • Revolutionen bringen erstmal nichts außer Instabilität.

    Eigentlich sollten ja demokratische Institutionen so reformfähig sein, dass man keine Umstürze mehr braucht.

    Vielleicht sollte Europa Ziele definieren und gleichzeitig mit den jahrtausendealten Schwächen lernen zu leben.

    Europa ist vielstimmig und Entscheidungswege langsam, die Bürokratie ist lähmend und tötet Eigeninitiative, Frankreich (und Deutschland) waren immer schon 20, 30 Jahre hinter der "Höhe der Zeit".

    Aus Schwächen können auch Stärken werden:

    Potentiell alle mitnehmen in einer demokratischen Gesellschaft.

    Fehler Anderer vermeiden, weil man eben etwas hinterherhinkt in der Entwicklung.

    Eine sorgfältige Schnecke sein.

  • Eine Möglichkeit, zu einer radikal neuen Politik zu kommen, wäre eine etwas andere Schuldenbremse. Wenn der Haushalt zu mehr als 3% nicht gedeckt ist, muss der Test durch eine Vermögensabgabe bei all denen reingeholt werden, die Vermögen haben mit einer Freigrenze von 10 Mio. €.



    Dadurch müsste Frankreich wohl ca 70 Mrd. € durch eine Vermögensabgabe hereinholen. In Deutschland besitzen die 3900 Personen, die mehr als 100 Mio € besitzen, insgesamt mehr als 3300 Mrd. €. D.h. Wenn man diese Vermögensabgabe nur für diese einzieht, bräuchte man 2%. Ein stabiler Staat sollte auch diesen 3900 Personen dies 2% wert sein. Und wenn man nicht nur die Personen nimmt, die mehr als 100 Mio. Besitzen, sondern alle, die mehr als 10 Mio besitzen, so sind dies sogar wesentlich weniger als 2%, vermutlich weniger als 1%. Wie gesagt, dass sollte ein stabiler Staat auch den Reichen wert sein.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Richtig, ich möchte noch ergänzen das die Reichsten in den letzten 4 Jahren zu ihrem Vermögen nochmal ca. 66 Mrd. $



      erhöht haben. Weltweit waren es sogar 3,6 Billionen $.



      Geld wäre da.

  • Wann hat schon je eine Revolution für eine „tiefgreifende Systemveränderung“ gesorgt?

    Systeme sind Strukturen, in denen einzelne Komponenten in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen und bestimmten Zwecken dienen (siehe Wikipedia). In menschlichen Gesellschaften sind es die sogenannten Machtverhältnisse, die über die Anordnung der Einzelkomponenten (Individuen, Institutionen, Unternehmen, Armeen, Parlamente etc.) entscheiden - und darüber, welchen Zwecken sie dienen.

    Macht ist die Fähigkeit, auf das Denken und Verhalten anderer so einzuwirken, dass diese sich fremden Ansichten oder Wünschen unterordnen (Wiki). Macht einerseits bedingt also Ohnmacht andererseits. Damit setzt sie eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur voraus - und Verhältnisse, unter denen diese Struktur sich entfalten und wirken kann.

    Sämtliche Revolutionen der Weltgeschichte haben Namen geändert. Macht und Ohnmacht standen nie zur Debatte. Dabei ist Ohnmacht Voraussetzung für Machtmissbrauch.

    (Auch) Macrons Persönlichkeit lässt ihn sich aus Egoismus an die Macht klammern. Frankreichs Gesellschaft hat dem nichts (mehr) entgegenzusetzen. Sie suhlt sich in ihrer Ohnmacht. Man gönnt sich ja sonst nichts… 🤷

    • @zitterbacke:

      "Wann hat schon je eine Revolution für eine „tiefgreifende Systemveränderung“ gesorgt?"

      Also Frankreich hat damit gute, wenn auch für manche schmerzliche Erfahrungen gemacht.

  • Tja, so ist das, wenn Konservative mit ihrer Ideologie ganz offensichtlich die Realität nicht mehr erklären und gleich gar nicht organisieren können.



    Sie widerlegen sich selbst- vollumfänglich!

  • Unregierbare Länder drohen hier im westlichen Europa. Resultat verfehlter Sozialpolitik im weitest möglichen Sinn. Resultat: Vollkommen enttäuschte Wähler, auf beiden Seiten des Mitte-Spektrums, mit dem Resultat, dass beide Ränder sich weiter und kräftiger ausdehnen als es gesund wäre, zumindest wenn man stabile Demokratien haben möchte.

  • "Frankreich ist reif für eine Revolution."

    Unbedingt.

    Allein der zunehmende Antisemitismus dort ist unerträglich. Ich würde mich dem als »Nazijäger« bekannten Historiker Serge Klarsfeld anschließen, der sich im Fall einer Wahl zwischen der Rassemblement National (RN) und den Linkspopulisten "ohne Zögern" für RN entschiede.

    Der großartige Pascal Bruckner spricht längst von einer "Entzivilisierung des Landes". Und "Frankreich als krankem Mann Europas": www.nzz.ch/feuille...eformen-ld.1743285

    www.spiegel.de/aus...-9cd1-8f515a6fe020

    Dazu auch:



    www.n-tv.de/politi...ticle25073523.html

    • @shantivanille:

      Es wundert mich nicht, dass Sie eine rechtsextreme Partei wählen würden - und vielleicht erklärt das auch, warum Sie sich die Revolution, von der in dem Artikel die Rede ist, nur auf Aufstand gegen religiöse Minderheiten vorstellen können.

  • Natürlich ist Macrons Versuch, selbstherrlich gegen die Bevölkerung seine Vorstellungen von Politik durchzusetzen, das Problem.

    Es gibt also nur zwei sinnvolle Wege. Entweder er akzeptiert endlich das Ergebnis der Parlamentswahl, wozu er aber wahrscheinlich nicht fähig ist oder er tritt zurück. Das wird er aber wahrscheinlich auch nicht machen.

    Also wird es darauf hinaus laufen, dass in Frankreich tatsächlich eine Revolution ausbricht. Die wird aber nichts so lassen, wie es war.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Meinen sie eine linke Regierung mit einem Drittel der Abgeordneten sei in irgendeiner Weise handlungsfähiger?

  • Ja, Frankreich benötigt eine radikale Neuausrichtung. Aber ich hoffe, es geht auch ohne Revolution, zumindest ohne Revolution wie 1789, als König, Königin und viele andere geköpft wurden und viel Blut auf den Straßen floss.



    Aber wie 1789 das Ende der Herrschaft von König und Adel einläutete und die Bürger auf mehr Teilhabe und Gerechtigkeit pochten, so wollen heute die ärmeren 50-70% mehr Teilhabe und Gerechtigkeit. Die größten Unternehmen und reichsten Personen haben dafür gesorgt, dass die Gesellschaft zu ihren Gunsten eingerichtet wurde. Dadurch haben alleine die reichsten 500 Deutschen von 2020-2024 ihr Vermögen um 500 Mrd. € vergrößert (von 600 Mrd. auf 1100 Mrd. laut Manager Magazin). Während die meisten der 50-70% ärmsten froh waren, überhaupt irgendwie über die Runden gekommen zu sein. Und die Regierung ihre Löcher nur noch mit Schulden gestopft bekommt. So wird keine Gesellschaft auf Dauer überleben. Auch Macron hat es als seine Hauptaufgabe angesehen, dass die Reichsten immer reicher werden dürfen und ihnen nichts genommen wird. Wenn sich dies nun ändert (und das muss sich ändern), wird es ihnen immer noch sehr viel besser gehen, als König, Königin und Adel 1789.

  • Frankreich ist zu alt, zu verschuldet und zu bürokratisch um sich noch aus eigen Kraft zu reformieren, genau wie Deutschland. Alle Parteien mit Chancen auf den Chefsessel sind reaktionär und glauben das der Status quo irgendwie gerettet werden kann mit Mitteln aus der Vergangenheit.

    • @Machiavelli:

      Die Reformen übernimmt dann China?

    • @Machiavelli:

      "Alle Parteien mit Chancen auf den Chefsessel sind reaktionär und glauben das der Status quo irgendwie gerettet werden kann mit Mitteln aus der Vergangenheit."



      Leider wahr. Und das verfügbare Personal für die Chefsessel wird immer schlechter — intellektuell, moralisch und menschlich sowieso.

    • @Machiavelli:

      ... um sich noch aus eigen Kraft zu reformieren ..



      Was heißt das, hoffen Sie vieleicht, dass Donald Trump das erledigt?

    • @Machiavelli:

      Was wäre die Konsequenz und wer sollte denn Frankreich und Deutschland reformieren oder meinen Sie wir lösen uns ins Nichts auf?

      • @Axel Schäfer:

        Die Geschichte ist voll von gescheiterten Staaten, die hören nicht auf zu existieren die dämmern halt vor sich hin bis eine neue Macht neue Verhältnisse schafft meist ein Eroberer von außen.

  • Ich stimme dem Kommentar vollumfänglich zu und trotzdem widerspricht es mir Frankreich eine 'Revolution' zu wünschen.



    Erstens weil der Ausgang mehr als unklar ist, zweitens weil es, wie im Kommentar ja genannt, nicht nur neuer Gesichter, sondern einer gänzlichen Neuordnung des französischen Apparats bedürfte und drittens, weil diese 'Revolution' Frankreich auf Jahre innenpolitisch binden und außenpolitisch schwächen würde - und dass, bei aller berechtigter Kritik an Macron und seinen Machterhaltungsspielchen, weder Frankreich noch die Welt gerade braucht.



    Frankreich hat enorme Geldprobleme, Frankreich hat eine überalterte Energieversorgung, auf die aber nicht nur sie selbst, sondern auch wir im Winter elementar angewiesen sind und - am allerwichtigsten - Frankreich ist die einzige Atommacht in der EU und somit die einzige verbindliche Rückversicherung gegen Putins Allmachtsphantasien bezüglich Europa.



    Die USA sind gänzlich unberechenbar unter Trump und Großbritannien hält zwar Europa bezüglich Putin weiterhin treu die Stange, aber dennoch kochen die im Zweifel ihr eigenes Süppchen.



    Ohne anderweitige atomare Abschreckung ist ein funktionierendes Frankreich für Europa elementar.

    • @Saskia Brehn:

      Sie widersprechen sich doch selbst. Frankreich funktioniert derzeit nicht wirklich, gleichzeitig verweisen Sie darauf, dass Frankreich doch funktionieren müsse, um militärisch gegen Russland eingreifen zu können (wie genau? Soll eine Atomkrieg geführt werden?).



      Dass Frankreich seine Probleme angehen müsste, dürfte unstrittig sein, hierzu muss allerdings der politische Patt aufgelöst werden. Da mag es sicher sinnvoll sein, über die politischen Prozesse und Strukturen nachzudenken.



      Auffällig ist aber, dass den westlichen Demokratien mehr und mehr die Demokraten auszugehen drohen. Wer wie Rechtsextreme und leider auch manche Linke den politischen Konkurrent als Feind betrachtet, mauert sich in der Kompromisslosigkeit ein, am Ende kommt es zur Blockade, die ja der große "Beweis" für das Nichtfunktionieren der Demokratie ist. Vor allem, wenn die politische Mitte zu schwach für eigene Mehrheiten ist. Mit der Folge, dass der Ruf nach dem starken Mann (oder in Frankreich nach der starken Frau) noch lauter erschallt. Deprimierend...

      • @FtznFrtz:

        "Sie widersprechen sich doch selbst. Frankreich funktioniert derzeit nicht wirklich, gleichzeitig verweisen Sie darauf, dass Frankreich doch funktionieren müsse, um militärisch gegen Russland eingreifen zu können"



        Nunja, Macron hat aktuell relativ autokratische Befugnisse. Es gibt ja durchaus die Theorie, dass er sich bewusst von Krise zu Krise hangelt, weil er in diesen Übergangsphasen mit besonderen Befugnissen ausgestattet ist.



        ---



        "Soll eine Atomkrieg geführt werden?"



        Wenn Putin angreift, dann natürlich. Wofür hat man sonst Atomwaffen?



        Der Besitz von Atomwaffen ist natürlich zuallererst ein Abschreckungsmittel, aber wenn man kategorisch deren Einsatz ausschließt, dann verliert man diesen extrem Trumpf. Dann ist ihr Besitz auch eine Absurdität.



        Waffen sind dazu da im Ernstfall auch benutzt zu werden - und gerade Atomwaffen sind extrem kostenintensiv was Wartung und Bereitstellung der steten Einsatzbereitschaft angeht...



        Sie zu haben ohne die Absicht sie auch einzusetzen im Fall der Fälle wäre irrational.

  • Seit der Ohrfeige für die Linken letztes Jahr, ist Macrons Ende absehbar. Bei all deren Schwächen, sie derart zu ignorieren konnte nur schiefgehen. Hoffen wir, dass die Rechtsextremen nicht weiter davon profitieren