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Krebs durch ChemikalienUS-Gericht verurteilt Bayer zu Schadensersatz wegen PCB

185 Millionen Dollar Schadensersatz muss der Chemiekonzern wegen Verseuchung mit dem Giftstoff PCB in einer Schule in den USA zahlen. Geklagt hatten drei Lehrkräfte.

Der Firmensitz von Bayer in San Francisco, Kalifornien Foto: Michael Vi/Depositphotos/imago

rtr/taz | Der Chemiekonzern Bayer muss nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts im US-Bundesstaat Washington 185 Millionen Dollar Schadensersatz wegen des Giftstoffs PCB in einer Schule zahlen. Der Washington Supreme Court hob am Donnerstag die Entscheidung der Vorinstanz auf, die das ursprüngliche Urteil aus dem Jahr 2021 annulliert hatte. In dem Verfahren hatten 3 Lehrkräfte des Sky Valley Education Center in der Stadt Monroe Klage eingereicht.

Dort führen mehr als 200 Schülerinnen und Schüler, Angestellte und Eltern Krebserkrankungen, Schilddrüsenleiden, neurologische Schäden und andere Gesundheitsprobleme darauf zurück, dass polychlorierte Biphenyle (PCB) aus den Leuchten der Schule entwichen seien. Die Chemikalien waren vom US-Chemieunternehmen Monsanto hergestellt worden, das 2018 von Bayer übernommen wurde. Das aktuelle Urteil könnte sich auf weitere „Monroe-Fälle“ auswirken, in denen die Beteiligten keinen Vergleich geschlossen haben.

Rick Friedman und Deepak Gupta, die Anwälte der KlägerInnen, schrieben in einer Stellungnahme, das Urteil „sende eine klare Botschaft: Unternehmen, die die Risiken giftiger Chemikalien verschweigen, müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“ Sie hatten argumentiert, Monsanto habe seit Jahrzehnten von den Gefahren der PCB-Chemikalien gewusst, diese jedoch vor der Öffentlichkeit und den Aufsichtsbehörden verheimlicht.

Bayer dagegen erklärte sich mit dem Urteil nicht einverstanden. „Insbesondere ist die Analyse des Gerichts in Bezug auf die Rechtsgrundlage falsch, die den Entscheidungen über Strafschadensersatz und die Verjährungsfrist zugrunde liegt“, teilte das Unternehmen mit Sitz in Leverkusen mit. Die Entscheidungen würden Firmen aus anderen Bundesstaaten, die in Washington tätig sind, unrechtmäßig benachteiligen. Bayer prüft nach eigenen Angaben weitere Rechtsmittel.

Prozesse auch wegen Glyphosat

PCBs sind 1979 von der US-Regierung verboten worden und werden mit Krebs und anderen Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht. Bayer hat Monsanto für 63 Milliarden Dollar gekauft. Deshalb muss sich das deutsche Unternehmen auch um weitere PCB-Klagen kümmern. Die Leverkusener sind zudem mit milliardenschweren Rechtsstreitigkeiten darüber konfrontiert, ob Monsantos Pestizid Roundup Krebs verursacht.

Die Fälle zu Glyphosat und PCB stehen für Kritiker im Widerspruch zu Bayers Selbstdarstellung. Denn der Konzern will seiner Werbung zufolge „mit seinen Produkten und Dienstleistungen Menschen nützen und die Umwelt schonen“. Gleichzeitig wolle das Unternehmen seine Ertragskraft steigern. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte der Konzern mit rund 93.000 Beschäftigten einen Umsatz von 46,6 Milliarden Euro.

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