Umsatz mit Ökolebensmitteln 2025: Bio stark gewachsen – aber nicht auf Deutschlands Feldern
Der Ökomarkt legt in diesem Jahr kräftig zu. Doch die deutschen Bauern stellen nur zögerlich um. Die Biolobby fordert Sicherheit bei Subventionen.
Die Verbraucher:innen haben 2025 deutlich mehr Biolebensmittel gekauft als im Vorjahr. Für den Ökomarkt lasse sich ein kräftiges Umsatzwachstum von etwa 8 Prozent erwarten, heißt es in einem Marktbericht des Deutschen Bauernverbands, über den die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag berichtete.
Das wäre eine Steigerung weit über der Inflationsrate: Die Preise für Nahrungsmittel insgesamt waren im November dem Statistischen Bundesamt zufolge um 1,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat. „Damit ist die Absatzflaute des Inflationsjahres 2022 endgültig überwunden“, zitiert die Agentur den Bauernverband.
Ökolandwirtschaft ist laut einer Studie des bundeseigenen Thünen-Agrarforschungsinstituts positiv für Artenvielfalt, Wasser und Böden. Biobauern müssen zum Beispiel auf chemisch-synthetische Pestizide verzichten, ihren Tieren Auslauf gewähren und weniger düngen. Sie ernten in der Regel weniger pro Hektar, erzielen aber meist höhere Preise für ihre Produkte und bekommen mehr Subventionen.
In diesem Jahr dürfte der Umsatz mit Biolebensmitteln laut Bauernverband die Marke von 18 Milliarden Euro klar überschritten haben. Wachstumstreiber seien 2025 erneut die Bio-Eigenmarken der Handelsketten gewesen. Bei den Absatzkanälen habe neben den Supermärkten und Drogeriemärkten aber auch der Naturkostfachhandel nach langer Durststrecke wieder zu den Gewinnern gezählt. Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) will seine Daten erst im Februar vorstellen, bezeichnete die Zahlen des Bauernverbands aber als „nicht unrealistisch“.
Peter Röhrig, BÖLW
Im vergangenen Jahr war der Bio-Gesamtumsatz nach Angaben des BÖLW um 5,7 Prozent gestiegen und erreichte mit 17 Milliarden Euro einen Rekordwert. Damit ließ die Branche den Dämpfer von 2022 weiter hinter sich, als der lange erfolgsverwöhnte Biomarkt erstmals ins Minus gerutscht war. Von einer Kaufzurückhaltung in der hohen Inflation waren auch Bioprodukte betroffen, die meist mehr kosten. Der Markt erholte sich aber.
Die Bioproduktion auf den Feldern und in den Ställen bleibt jedoch hinter der anziehenden Nachfrage zurück. Die Umstellungsbereitschaft in der Landwirtschaft sei 2025 erneut äußerst verhalten gewesen, so der Bericht des Bauernverbands. Der BÖLW hatte schon zu Jahresbeginn darauf hingewiesen, dass das heimische Angebot der Nachfrage hinterherzuhinken drohe – mit der Gefahr, dass der Handel sie nur durch Importe befriedigen kann.
Ökoflächen wachsen minimal
Denn die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland wuchs 2024 nur leicht um 1,3 Prozent auf 1,91 Millionen Hektar – damit wurde in Deutschland auf 11,5 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche „Bio“ produziert. Im Jahr davor waren es 11,4 Prozent gewesen. Das Ziel eines Bio-Anteils von 30 Prozent bis 2030, das die Ampelkoalition aufstellte, bleibt weit entfernt.
„Bundesagrarminister Alois Rainer muss jetzt für Rahmenbedingungen sorgen, dass Bäuerinnen und Bauern auf Bio umstellen, um die heimische Nachfrage befriedigen zu können“, sagte BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig der taz. „Sie brauchen Sicherheit, dass sowohl Deutschland als auch die EU im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik die Umweltleistungen der Betriebe auch künftig honoriert.“ Dazu habe sich das Ministerium des CSU-Politikers noch nicht klar geäußert.
Die Europäische Union diskutiert gerade, wie sie die jährlich rund 42 Milliarden Euro Agrarsubventionen ab 2028 verteilen soll. Rainer müsse zudem nun die Biostrategie seines Ministeriums umsetzen, mit der Deutschland sein 30-Prozent-Ziel erfüllen will, ergänzte Röhrig.
Angaben des Bauernverbands von Mitte Dezember zeigen, dass zahlreiche Biobetriebe 2024/25 im Schnitt erneut bedeutend mehr verdient haben als konventionelle. Demnach lagen die Gewinne von Haupterwerbsbetrieben im ökologischen Landbau mit durchschnittlich rund 96.000 Euro mehr als 20 Prozent über den Ergebnissen aller ausgewerteten Unternehmen, von denen nur sehr wenige ein Biosiegel haben.
Gemeinsam für freie Presse
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!