UNVERBREMT: BENNO SCHIRRMEISTERS SAFTLADENKUNDE
: Eine saftige Partei

Als „Saftladen“ hat ihr Ex-Chef Thomas Röwekamp die Bremer CDU bezeichnet. Und während einige darüber empört sind, neigen andere dazu, ihm Recht zu geben – ohne ganz zu wissen, weshalb.

Denn weil das abgedroschene Sprachbild vom „Saftladen“ zweifelhafter Herkunft ist, bleibt seine wahre Bedeutung unklar: Zwar handelt es sich laut Wikipedia bei Saftläden um „Geschäfte oder Dienstleistungsbetriebe“ mit „minder qualitativem Waren- und/oder Preisleistungsangebot“. Aber das ist eine willkürliche Definition. Der Duden, der allerdings nur für die Rechtschreibung maßgeblich ist, bestimmt dagegen, „Saft|la|den“ werde „ugs., abwertend“ ein „schlecht funktionierender Betrieb“ genannt. Das ist begründbar. Eine – entscheidende – Nuance fügt indes das Akademiewörterbuch hinzu: Als Saftladen bezeichnet werde ein „schlecht geführter Laden, Betrieb“ heißt es dort. Wusste das Röwekamp? War es das, was er uns, sich und der Partei mit dem Wort Saftladen, das er, wie er sagt, „nicht sagen“ wollte, sagen wollte? Ging’s um Selbstkritik? Aber auch bei der käme es auf den Inhalt an – also den Saft.

Glaubt man jenen, die den Ausdruck „Saftladen“ als um 1920 in Berlin entstandenes Scherzwort für Apotheken deuten, könnte er eine hoffnungsfrohe Anspielung sein. Denn das hieße ja: Die schlecht geführte CDU-Apotheke bekäme mit der promovierten Pharmakologin Rita Mohr-Lüllmann als Chefin… Nur: Die Belege sind mau. Und mit Saft ist im Bereich des ugs. abwertenden Sprechens sonst stets ein Sekret gemeint: Jemand der saftet, spricht überschäumend, ein Saftsack ist das Teil einer Langpfeife, in dem sich die Rotze sammelt – ein fast buddhistisches Schimpfwort, also.

Die ältesten Belege für den Saftladen finden sich im Pfälzer Wörterbuch. Auch dort bedeutet er „schlecht geführter Betrieb“, und der Synonymverweis führt auf den „Mist-“ und von dort auf den „Sauladen“, die Klappe also, die man besser hält, weil sonst rausläuft, was sie verschließt: Sei’s Sau, Mist, oder anderes Exkret. Mal schau’n, ob eine Apothekerin das wegwischen kann.