Hessen finanziert Hahn-Ausbau

Flughafensystem Frankfurt-Hahn vereinbart. Pfalz soll Nachtflüge übernehmen

FRANKFURT/MAIN taz ■ Nichts als Einigkeit demonstrierten gestern in Wiesbaden die Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Hessen, Kurt Beck (SPD) und Roland Koch (CDU). Beide Politiker wollen die Flughäfen auf dem Hahn im Hunsrück und in Frankfurt am Main weiter ausbauen. Und sie auch zügig miteinander verbinden: mit dem schon begonnenen Ausbau der Bundestraße B 50 von der Autobahn A 60 (Mainz–Bingen) bis zum Hahn und der Realisierung einer neuen Schnellbahnstrecke vom Fernbahnhof im Airport Rhein-Main nach „Frankfurt-Hahn“. Die Ministerpräsidenten und die Betreibergesellschaften der beiden Flughafen unterschrieben gestern eine entsprechende „öffentlich-rechtliche Vereinbarung“.

Das finanziell ebenfalls klamme Land Hessen verpflichtet sich darin, sich in den nächsten fünf Jahren mit 20 Millionen Euro am Ausbau des Hahn zu beteiligen. Koch nämlich braucht den Hahn als Ausweichflughafen: für die Realisierung des von ihm fest versprochenen Nachtflugverbots auf Rhein-Main nach dem Bau einer neuen Landebahn dort. Die Nacht also soll einmal dem Hahn gehören.

Widerstand dagegen gibt es in der strukturschwachen und nur dünn besiedelten Region rund um den Hahn kaum, man freut sich eher auf die Arbeitsplätze und den Ausbau der Infastruktur. Gegen den Hahn als Nachtflughafen ist allerdings noch immer die Lufthansa, die weiter latent mit der Abwanderung ihrer Flotte von Rhein-Main droht, falls dort tatsächlich die Nachtflüge gestrichen werden sollten. Und auch die Post spricht von extrem hohen Kosten für eine eventuelle Verlagerung des so genannten Poststerns von Frankfurt auf den Hahn.

Beck und Koch forderten gestern auch die Bundesregierung auf, die „Verknüpfung“ der beiden Flughäfen zu einem europäischen Flughafensystem zu unterstützen und sich in Brüssel für dessen Anerkennung durch die Kommission der Europäischen Union einzusetzen. Dann würde auch von dort endlich Geld fließen. Das wird dringend gebraucht. Alleine die neue Schienenverbindung soll bis zu 710 Millionen Euro kosten.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT