Kongo-Schmuggel im Visier

Belgische Verhaftungen von Coltan- und Goldhändlern decken Rohstoffgeschäfte von Kongos Rebellen auf. Partner der Geschäftsbaronin Gulamali sitzen wegen Geldwäsche

BRÜSSEL taz ■ Eine Welle von Verhaftungen in Belgien ist im Begriff, Kongos Rebellen finanziell in den Ruin zu treiben. Das erste Opfer war am 4. November Jacques Van Den Abeele, belgischer Direktor der Firma Cogecom, die Coltan aus dem Gebiet der Rebellenorganisation RCD (Kongolesische Sammlung für Demokratie) exportiert. Zwei Tage später wurden die belgische Bank BBL (Banque Bruxelles Lambert) durchsucht und mehrere millionenschwere Konten dort beschlagnahmt. Aus Gerichtskreisen ist zu hören, dass diese Konten dazu dienten, Einnahmen aus dem Coltanverkauf nach Ruanda zu schicken, wo die RCD darauf Zugriff hatte.

Cogecom ist in verschiedenen Studien über den Handel mit Coltan, einem in der Herstellung von Handys benötigten seltenen Erz, als ein Hauptabnehmer der kongolesischen Rebellen genannt worden. Die belgische Studiengruppe IPIS schätzt den Profit der Firma aus dem Coltanexport auf 2,5 bis 4 Millionen Dollar, ihre Steuerzahlungen an die RCD auf 600.000.

Nach Ansicht der belgischen Ermittler war Van Den Abeele Teil eines Netzwerks um die berüchtigte Händlerin Aziza Gulamali Kulsum. Die asiatischstämmige Kongolesin aus der ostkongolesischen Grenzstadt Bukavu war in den Neunzigerjahren Freund und Waffenlieferant des burundischen Hutu-Rebellenführers Leónard Nyangoma. Zwischen November 2000 und April 2001, als der Weltmarktpreis für Coltan im Zuge des weltweiten Mobilfunkbooms Spitzenwerte erreichte, hatte die RCD ihr das Coltan-Handelsmonopol gewährt (taz vom 22.12.2000). Sie gilt jetzt in den Augen der belgischen Ermittler als „flüchtig“.

Belgiens Justiz interessiert sich nicht nur für Coltan. Am Mittwoch gab die belgische Polizei die Festnahme eines weiteren Geschäftspartners von Aziza Gulamali bekannt: Zulfakarim Panju, ein 60-jähriger Kanadier ebenfalls indopakistanischer Herkunft, der nach RCD-Angaben zeitweise der größte Goldexporteur aus dem Rebellengebiet war. Bei seiner Festnahme auf dem Flughafen von Brüssel am Montag trug er fünf Zehnkilobarren reinen Goldes in einem Rucksack. Nach Angaben der Ermittler hat Panju seit vier Jahren alle 15 Tage eine solche Menge Gold nach Antwerpen getragen, wo es eingeschmolzen und dann verkauft wurde. Der Erlös wurde auf Konten bei der BBL eingezahlt, für die Panju und Frau Gulamali zeichnungsberechtigt sind. Die Konten gehören einer Firma, an der die RCD ein Viertel der Anteile hält. Die Polizei schätzt, dass die RCD auf den Mineralienexport eine Steuer von 0,75 Prozent erhob und mit dem Geld ihre Kämpfer mit Fahrzeugen, Waffen und Uniformen ausrüstete.

Weil der Ankauf von Coltan und Gold aus Kongos Rebellengebieten an sich nicht verboten ist, können die Belgier als Anklagepunkte nur „Fälschung“ und „Geldwäsche“ geltend machen. Die Affäre könnte sich dennoch ausweiten, weil die Ermittler davon überzeugt sind, dass auch Geld auf Konten in der Schweiz, den USA und Großbritannien geflossen ist. Rechtshilfe hat Belgien bereits von der Schweiz eingefordert – offen bleibt, ob auch ein Ersuchen nach Deutschland geht, weil deutsche Unternehmen auch Coltan aus dem RCD-Gebiet des Kongo erworben haben. FRANÇOIS MISSER