Massenhysterie in Bagdad

Helmut Kohl wird Nachfolger Saddam Husseins. Irakische Nationalisten hoch erfreut

Eigentlich hatte Helmut Kohl ja gehofft, in Vergessenheit zu geraten. Flugs noch die ihn belastenden Stasi-Akten verbrennen, Thierse mit Göring vergleichen und dann ab in Rente. Jetzt überrascht die Welt eine Nachricht aus den USA. Für gut informierte Washingtoner Kreise steht fest: Spätestens nach dem siegreichen Ende des bevorstehenden Irakkriegs soll Helmut Kohl zu Saddam Husseins Nachfolger ernannt werden.

Vermutet man beim ersten Lesen dieser Meldung noch einen propagandistischen Winkelzug Bushs, um seinen und Kohls Widersacher Schröder zu disziplinieren, gibt es bei genauerer Betrachtung durchaus Gemeinsamkeiten zwischen Hussein und dem Sehraltkanzler: Beide haben ihr Land mit beachtlicher Kontinuität zu Massenarbeitslosigkeit, Hochverschuldung und Hirnerweichung geführt. Hussein bewundert Adolf Hitler, Kohl erinnert sich gern an Goebbels und Göring und ließ seine Karriere von Hitlerbewunderern finanzieren. Im Irak beträgt die Analphabetenrate 50 Prozent, dies entspricht in etwa Kohls Alphabetisierungsgrad, der ihn dazu veranlasste, eine Dolmetscherin zu ehelichen und sich vom Bild-Gel-Experten Kai Diekmann begriffeln zu lassen.

Selbst über ihre Parteienzugehörigkeit sind Hussein und Kohl verbunden: Husseins Baath-Partei ist so etwas wie die irakische CDU, bei der Kohl einen formidablen Ruf genießt. Die kulturellen Unterschiede zwischen der Pfalz und dem Irak sind dementsprechend marginal. Gemeinsamkeiten gibt es nicht nur beim obligatorischen Kopftuchtragen, sondern auch beim Inzest: Hussein hat, der Einfachheit halber, gleich seine Cousine geheiratet. Kohls Parteibruder Kurt Biedenkopf heiratete die Tochter von Kohls Ziehvater Fritz Ries, einem Chemie-Industriellen und nationalsozialistischen Sklavenhalter.

Auch unter irakischen Nationalisten sieht man der Ankunft des Exkanzlers beschwingt entgegen. So wie einst die Ostzone heim ins Reich geprügelt wurde, soll die Oggersheimer Bimbes-Mumie seine Vereinigungsfähigkeiten diesmal auf den Iran, Kuwait und die Türkei anwenden.

Einem engen Berater zufolge, hat sich Kohl demgemäß wohlwollend über seine Ernennung geäußert: „Das Regieren geht mir im Alter besonders leicht von der Hand.“ Als erste Amtshandlung soll die Magnetschwebebahn Transrapid zwischen Bagdad und Istanbul aufgebaut werden, damit Kohl die Familie seiner Schwiegertochter an Wochenenden besuchen kann.

Doch gibt es bei aller Gemeinsamkeit auch gravierende Unterschiede: Der Krieg zwischen Irak und Iran dauerte acht Jahre, Kohls letzte Kanzlerschaft doppelt so lange. US-Präsident Bush indes erhofft sich von Kohls Irakeinsatz die geistig-moralische Wende: „Der Dicke hat schon einmal die Leute irre gemacht, falls er das bei den Mullahs nicht schafft, wird er den Laden wenigstens so gründlich ruinieren, dass wir uns zukünftige Massenvernichtungen sparen können.“

In diesem Sinne ließ sich auch Kohls Doktorarbeit über „Die politische Entwicklung in der Pfalz“ bereits am vergangenen Wochenende anwenden: Die daraus entnommene Kernthese „Wichtig ist, was hinten rauskommt“ hat nach Flugblattabwürfen der US-Air-Force über irakischem Gebiet zu Massenhysterien auf Bagdads Straßen geführt, wie man sie zuletzt nur bei Chomeinis Beerdigung in Teheran gesehen hatte. ANDRÈ PARIS