Nachhaltigkeitsforscher ziehen Bilanz

Das renommierte Institut für sozial-ökologische Forschung wird 15 Jahre alt. Weniger Abhängigkeit vom Bund

FRANKFURT/MAIN taz ■ Seit jetzt 15 Jahren beantwortet das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt am Main „komplexe Fragen im Spannungsfeld von Natur und Gesellschaft“. So jedenfalls charakterisiert Institutsleiter Thomas Jahn die in den späten 80er-Jahren gegründete außeruniversitäre wissenschaftliche Forschungseinrichtung „mit Beratungskompetenz“.

Ziel der Forschung sei es immer gewesen, „Wissen zu erarbeiten, mit dem die Grenzen zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen und zwischen Wissenschaft und Gesellschaft überschritten werden“, so Jahn. Doch nur im wissenschaftlichen Raum arbeitet das Institut nicht. Die 22 Mitarbeiter des ISOE geben ihre Erkenntnisse auch weiter: an unterschiedliche „gesellschaftliche Akteure“ wie Umwelt- oder Verbraucherschutzverbände und an politische Entscheidungsträger.

Die meisten Forschungsaufträge der letzten Jahre – und damit auch das Geld – kamen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Doch inzwischen steht das ISOE auch finanziell auf soliden eigenen Beinen. „Eingeworbene Drittmittel“ in Höhe von 2,1 Millionen Euro aus anderen Forschungsaufträgen machten inzwischen 80 Prozent der Gesamtfinanzierungssumme aus. „Ein Quantensprung“, freut sich Jahn. Das Institut untersuchte etwa die Marktchancen für Bioprodukte und eruierte neue Zielgruppen dafür oder erarbeitete Vorschläge für die nachhaltige Sanierung und Modernisierung von Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus aus den Nachkriegsjahren.

Aktuell arbeitet das ISOE, das gerne mit anderen Einrichtungen mit eher praxisorientiertem Charakter, etwa dem Öko-Institut in Freiburg oder dem Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg kooperiert, in sechs Forschungsschwerpunkten an 17 Projekten.

Weil „die Klimakatastrophe plötzlich im eigenen Keller steht“ (Jahn), komme dem Projekt „Wasservision 2050“ wohl ganz besondere Bedeutung zu. Das Institut kann dabei auf eigene Grundlagenforschung zurückgreifen. Neue Technologien zur Sicherung der Wasserversorgung und Wasserqualität sollen jetzt entwickelt werden, die dann auch die Position deutscher Unternehmen der Wasserbranche auf internationalen Märkten stärkten. Alle Forschungsergebnisse des ISOE werden übrigens publiziert; und das Institut veranstaltet Workshops, Seminare und Kolloquien zu ganz unterschiedlichen Themenbereichen.KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Im Internet: www.isoe.de