Salamander läuft schlecht

Der Traditionskonzern lebt längst von seiner profitablen Dienstleistungssparte.Die namengebende ehemalige Kultschuhsparte ist inzwischen ein Ladenhüter

BERLIN/KORNWESTHEIM taz/dpa ■ Die Schuhsparte der Salamander AG schreibt weiterhin rote Zahlen. Mit Schuhen habe der Konzern im Jahr 2001 einen Verlust von 18,8 Millionen Euro gemacht, so Konzernchef Wolfgang E. Müller gestern bei der Vorlage der Jahresbilanz 2001 am Firmensitz in Kornwestheim. Unterm Strich blieb jedoch ein Plus von 52,5 Millionen Euro vor Steuern und Abschreibungen, weil die Sparten Dienstleistungen und Industrie schwarze Zahlen schreiben.

Der weitaus größte Teil des Umsatzes von 1,3 Milliarden Euro wird inzwischen mit dem Betrieb von Parkhäusern, Büroreinigung und Wachdiensten, unter anderem in Atomkraftwerken, erzielt. Von den rund 20.000 Beschäftigten haben nur noch gut 5.000 mit Schuhherstellung oder -verkauf zu tun.

Ein Berliner Schuster ließ die Marke Salamander schon 1904 registrieren. Unter dem Label sollten für damalige Zeiten billige (12,50 statt 20 Mark) und gute Schuhe verkauft werden. Der Kornwestheimer Firma J. Sigle gelang es dann, Stiefel zu dem Preis herzustellen. Daraus entwickelte sich die schwäbische Salamander AG. 1936 kam die berühmte Lurchi-Comicfigur als Werbeträger hinzu. 1997 verkauften die Deutsche Bank und einige Versicherungen ihre Salamander-Anteile. Schließlich griff der Stromkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) zu und hat nun mit 95,4 Prozent der Anteile das Sagen.

Die Sparten Schuhherstellung und -handel laufen seit Jahren schlecht – trotz Verlagerung der Produktion nach Ungarn. So hoch wie in diesem Jahr war der Verlust beim Schustern allerdings noch nie. Neben den Hauptmarken Salamander und Betty Barclay lief vor allem die Neuschöpfung Yellow Miles schlecht. Die Marke wurde im März 2000 aus der Taufe gehoben, weil der Mutterkonzern EnBW seine vielen Werbemillionen für die Billigstromtochter Yellow zweitverwerten wollte. Doch anscheinend kauft kaum jemand die Gelbtreter.

Seit Jahren will EnBW die Schuhsparte loswerden – allerdings zu Bedingungen, die potenzielle Interessenten abschreckt. So wollte die Salamander AG die lukrativen Rechte am Namen behalten. REM

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