Tants den Klezmer

■ Die Bremer Kombo Gushma rockte am Freitag die Weserterrassen

Eine fast familiäre Stimmung herrschte am Freitagabend im mittelprächtig gefüllten Saal des Bürgerhauses, man/frau kannte sich und die MusikerInnen, zumindest einen größeren Teil. Gute Voraussetzungen für das Konzept von Gushma, denn Mariska Nijhof (acc), Hartmut Koehler (v), Stefan Kühne (g), Ulli Duve (e-b), Gunnar Grehl (dr) sowie Gültekin Arslan (perc) waren angetreten, die Gemeinde in Bewegung zu bringen. Im Repertoire dominierten Klezmermelodien, darunter einige Standards des legendären Naftule Brandwein. Klezmermusik an sich war von jeher ein Stilgemisch, das nicht nur chassidische Tänze umfasste, sondern auch Einflüsse anderer Herkunft aufgriff. So fanden orientalische Melodien und Tänze vom Balkan Eingang ins Repertoire. Die traditionellen Weisen werden von Gushma allerdings deutlich rockorientiert aufbereitet, ohne das Original dabei aus den Augen zu verlieren. Derart holt die Kombo die ursprünglich ja zum Tanzen gedachte Musik wieder zurück auf die Tanzfläche.

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde so etwas Folkrock genannt. An diese Zeit erinnerte besonders der Klang von Hartmut Koehlers Geige, die er im typischen E-Geigensound spielte, in dem manchmal die gewisse Schärfe und Brüchigkeit fehlt, die Fiedel oder Geige eignet. Apropos Sound, leider gingen im Ensemblespiel einige akustische Beiträge insbesondere des Perkussionisten Arslan unter, weil Duves E-Bass einiges an Feinheiten übertönte. Deshalb waren die orientalischen Rhythmuspattern, die Arslan auf Darabukka, Rahmentrommel und Dawul beisteuerte, nur in seinen Soli zu hören. Auch das eine oder andere Riff von Stefan Kühne, der zwischen E-Gitarre und elektrisch verstärkter Bouzouki wechselte, ging darin unter. Kühne allerdings konnte sich eher durchsetzen und setzte mit Wahwah-Pedal – Jimi Hendrix ließ grüßen – und anderen Verfremdungseffekten interessante, unkonventionelle Akzente, z.B. heftig jaulende Gitarrenlinien in Brandweins Klassiker Araber Tants. Auch Mariska Nijhof sorgte am Akkordeon immer wieder für eigenwillige Klangakzente.

Das Konzept ging auf, die eigenwillig und durchaus eigenständig aufbereiteten Horas, Bulgars, Freylakhs usw. ließen niemanden ruhig sitzen, setzten auch außerhalb der Tanzfläche zumindest Hüften und Köpfe in Schwingungen. Arnaud