Ortega verliert in Nicaragua

Erste Teilergebnisse der Präsidentschaftswahl in Nicaragua sehen den rechten Bolaños als klaren Sieger. Die Karriere des Sandinisten-Chefs ist damit wohl zu Ende

SAN SALVADOR taz ■ Daniel Ortega hat zum dritten Mal in Folge eine Wahl zur Präsidentschaft von Nicaragua verloren. Nach dem ersten Teilergebnis erscheint der rechte Kandidat Enrique Bolaños als klarer Sieger: Er kommt auf gut 53 Prozent der Stimmen. Ortega blieb bei 45,35 Prozent hängen. Der Trend bezieht sich zwar lediglich auf die Auszählung von knapp sechs Prozent der abgegebenen Stimmen. Er stimmt jedoch mit den Hochrechnungen unabhängiger Wahlbeobachter-Gruppen überein.

Der Wahltag selbst war für Nicaragua relativ ruhig verlaufen. Zwar wurde rund ein Viertel der Wahllokale mit einer bis zwei Stunden Verspätung geöffnet, sie schlossen dafür aber zum Teil erst kurz vor Mitternacht. Wahlbeobachter sprachen von einem im Ganzen fairen Urnengang.

Vor der Wahl war ein deutlich knapperes Ergebnis erwartet worden. Die meisten Umfragen sahen Ortega sogar leicht in Front. Bolaños hatte jedoch in den letzten Tagen vor der Wahl mit der Angst der Nicaraguaner gespielt. Weil die USA Ortega als einen Freund von Terroristen betrachten würden, werde Nicaragua nach seinem Wahlsieg isoliert werden und keine Hilfsgelder mehr erhalten. Die US-Botschaft in Managua hatte Bolaños offen unterstützt, der Botschafter war mit ihm im Wahlkampf aufgetreten.

Nicaraguanische Kommentatoren gehen davon aus, dass mit dieser Niederlage die politische Karriere Ortegas zu Ende ist. Nach dem Sturz der Somoza-Diktatur war er zunächst Mitglied der fünfköpfigen Regierungsjunta, von 1984 bis 1990 Präsident. Seit über 20 Jahren ist er Generalsekretär der Sandinistischen Befreiungsfront.

TONI KEPPELER