Applaus für Kriegsgegner

■ Debatte im Schulzentrum Delmestraße

Am Tag nach dem Anschlag auf das World Trade Center war die Schule Delmestraße die erste, die einen spontanen „Trauermarsch“ veranstaltete. „Darauf sind wir stolz“, betonte Lehrer Helmut Heydemann Freitagabend bei einer Diskussionsrunde zum Thema in der Schulaula. Besonders bemüht zeigten sich die Schüler, den Austausch zwischen Muslimen und ihren nicht-muslimischen Mitschülern zu fördern. Am SZ-Delmestraße ist das Thema wohl auch besonders aktuell, denn es ist eine „bunt-gemischte Schule“ mit vielen verschiedenen Nationalitäten.

Brusk Kiy, einer der muslimischen Schüler, hatte zusammen mit einer Schulfreundin wenige Tage nach dem Anschlag die Initiative für die Diskussionsveranstaltung ergriffen. Ganz ohne Lehrer-Unterstützung hatte die Schülervertretung eine Umfrage gestartet, um das Interesse bei den Schülern zu ergründen. Das Ergebnis war eindeutig positiv. Die Schüler luden die SPD-Politikerin Barbara Wulff ein sowie Karola Jamnik-Stellmach (CDU), Ellen Rütten (PDS) und Matthias Güldner (Grüne). Außerdem saßen der Politik-Student Mustafa Güngör und der stellvertretende Schulsprecher Michael Tolle auf dem Podium. Trotz Freitag und Freimarktsbeginn kamen fast 50 Interessierte: Mädchen mit Kopftüchern, Freunde der Moderatoren, Eltern und Lehrer. Elif Elibol aus der 12. Klasse beispielsweise wollte wissen, was der Student Mustafa über den Islam sagt und welche Meinung die Politiker vertreten. Besonders wichtig waren den meisten aber die Fragen der Schüler, und was sie selber noch tun können, um vor allem die Verständigung der Kulturen zu fördern. „Krieg ist keine Antwort“, beginnt die PDS-Politikerin Rütten ihr Statement. Starker Schüler-Applaus bestätigt sie. Die Gäste auf dem Podium diskutieren über den Sinn der Bombenabwürfe, aber auch über Innere Sicherheit und einen möglichen Einsatz der Bundeswehr. So impulsiv ist die Diskussion, dass Zettel, auf die das Publikum Fragen schrieb, bei den Moderatoren nicht ankommen. Weswegen hinterher manche kritisieren: „Wir konnten zu wenig eigene Fragen stellen und hätten gerne mehr darüber gehört, was wir als Schüler jetzt tun können.“ Trotzdem fand die Diskussion insgesamt viel Anklang. Mustafa Güngör lobte zu Ende des Gesprächs die gut informierten Schüler. So sollte es weitergehen, denn nur mit Wissen könne man Vorurteilen und Feindseligkeiten gegenüber anderen Kulturen entgegentreten.

Ann Kristin Barth , Schülerin 13. Klasse, Hermann-Böse-Gymnasium