kazem kardavani

Zuflucht in Weimar

Es ist dem Zufall zu verdanken, dass der frühere Vizevorsitzende des iranischen Schriftstellerverbands, Kazem Kardavani, nicht in einem Teheraner Gefängnis sitzt. Er nahm im April 2000 an einer Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema „Iran nach den Wahlen“ teil. Danach wurde er – wie 16 andere Intellektuelle – von der iranischen Justiz der „Zusammenarbeit mit dem Feind im Ausland und der Herabsetzung der Islamischen Republik“ beschuldigt. Allen Konferenzteilnehmern ist nach ihrer Rückkehr in den Iran der Prozess gemacht worden, etliche wurden zu bis zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nur weil Kardavani vorhatte, noch länger in Europa zu bleiben, konnte er sich dem Haftbefehl entziehen. Seither ist Kardavani gezwungen, im Ausland zu leben. Als Mitglied des Netzwerks „Städte der Zuflucht“ gewährte Weimar dem Iraner diesen Mai Zuflucht für ein Jahr. TOK/WIT