Der Ruf nach Freiheit

Er schrieb die Wahrheit über Steve Bikos Tod und kämpfte gegen das Apartheidregime: Donald Woods (1934 – 2001)

Er war einer der wenigen Journalisten, die Mut und Risikobereitschaft beweisen, wenn es um die Publikation heikler Geschichten geht. Donald Woods, langjähriger Chefredakteur der südafrikanischen Lokalzeitung Daily Dispatch in der schläfrigen Provinzstadt East London, wurde am 11. September 1977 schlagartig weltberühmt, als er in einem Editorial die Umstände des damals noch ungeklärten Todes des Schwarzenführers Steve Biko in Polizeigewahrsam kritisierte. Biko, der am 12. September in seiner Zelle an schweren Kopfverletzungen gestorben war, wäre wohl nicht zu einem weltweit so bekannten Symbol des Kampfes gegen Südafrikas Apartheid geworden, wenn Woods sich nicht so unermüdlich mit der finsteren Geschichte beschäftigt hätte.

Nach dem kritischen Editorial über Biko unter Hausarrest gestellt, schrieb Woods ein Buch über Steve Biko und schmuggelte sich und das Manuskript zur Jahreswende 1977/78 nach London. In Südafrika natürlich sofort verboten, inspirierte es Richard Attenborough zu „Cry Freedom“. Woods konnte erst 1990, nach der Freilassung Nelson Mandelas, seine Heimat wieder besuchen.

Geboren 1934 als Nachkomme eines 1820 nach Südafrika emigrierten Engländers, gehörte er zur Generation liberaler Südafrikaner, die in den 50er-Jahren mit der immer brutaleren Rassentrennung in ihrer Heimat aufwuchsen, während im Rest des Kontinents die Entkolonisierung begann. 1957 kandidierte Woods erfolglos für eine antirassistische Partei und arbeitete dann in mehreren Ländern als Redakteur, bevor er 1960 nach East London zurückkehrte und zum Daily Dispatch stieß, dessen Chefredakteur er fünf Jahre später wurde. Als er sich in den 70er-Jahren immer mehr mit dem militanten schwarzen Widerstand gegen die Apartheid beschäftigte, wurde er mit Prozessen überzogen und bot schließlich den Behörden mit seinem Pro-Biko-Editorial den idealen Vorwand, ihn endgültig mundtot zu machen. Aber wie so oft bei den Einschüchterungen der Apartheid brachte erst der vermeintliche Erfolg der Unterdrückung ihren Opfern weltweite Unterstützung. Seine Arbeit im Exil trug zum Erfolg der weltweiten Sanktionskampagne gegen Apartheid-Südafrika bei.

Vor seinem Tod warb er dafür, den leeren Denkmalsockel an der Nordwestecke des Londoner Trafalgar Square mit einem Denkmal für Nelson Mandela zu versehen. Das gelang nicht. Am Sonntag starb er 67-jährig an Leberkrebs. DOMINIC JOHNSON