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Qualitätsmängel bei der Tumordiagnose belasten die Betroffenen

An Brustkrebs erkrankte Frauen leiden unter der „Sprachlosigkeit“ der behandelnden Ärzte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Soziologin Silke Kirschning von der Berliner Humboldt-Universität, die diese am Montagabend vor Medizinern und Betroffenen vorstellte. Patientinnen fühlten sich mit der Sorge um ihre Lebensperspektive allein gelassen, so Kirschning. Dem erforderlichen „Aneignungsprozess“ der folgenschweren Diagnose Brustkrebs würden Ärzte zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Fehlende Qualitätskontrollen führten zudem häufig zu unsicheren oder sogar falschen Diagnosen. Das, so Kirschning, habe fatale Auswirkungen auf Lebensgefühl und das familiäre Umfeld der betroffenen Frauen. 1995 habe die Bundesärztekammer entsprechende Qualitätskriterien aufgestellt, und seit 1999 gebe es auch europäische Leitlinien, sagt Sybille Golkowski von der Ärztekammer Berlin. Qualitätskriterien sind neben dem kompetent geführten Patientengespräch auch die Wahrscheinlichkeit der Diagnose, der Grad der Vernetzung der verschiedenen Zentren, die Technik der Datenerfassung oder die technischen Voraussetzungen für die Röntgendiagnostik. Inwieweit diese erfüllt würden, so Golkowski, sei zurzeit nicht zu ermitteln.

Notwendig sei die Fortbildung der Ärzte. Kirschnings Studie liegen neben Erfahrungsberichten von Patientinnen elf Interviews mit Berliner Ärztinnen und Ärzten zugrunde.  TILMAN STEFFEN

FOTO: MARCO LIMBERG/XPRESS