Kerosin und Lärm für die Everglades

In Frankfurt kämpfen die Flughafenbetreiber für eine neue Startbahn. Und in Florida wollen sie zwischen zwei Nationalparks einen ganz neuen Airport bauen. Ein US-Bezirksgericht verhindert jetzt freilich die schnelle Realisierung des Plans

aus Frankfurt/M. THOMAS KLEIN

Der Betreiber des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens, die Fraport AG, hat Erfahrung mit Öko-Protesten. Ihre Pläne zum Bau einer vierten Piste werden von einem Bündnis aus über 60 Bürgeninitiativen bekämpft. Nun beteiligt sich die Fraport, die dem Bund, dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt gehört, an einem Projekt im US-Bundesstaat Florida, das ebenfalls laute Kritik von Umweltschützern auf sich zieht: dem Aufbau eines Großflughafens zwischen zwei Naturschutzgebieten. Die umstrittenen Planungen hat ein US-Gericht Anfang Mai erst einmal auf Eis gelegt.

Möglich wurden die Pläne durch den Hurrikan „Andrew“ 1992, der den Homestead Airport der US-Luftwaffe 30 Meilen südlich von Miami zerstörte. Der Flughafen war ein wichtiger strategischer Ausgangspunkt bei der Invasion in der Schweinebucht auf Kuba und bei der Besetzung von Grenada. Statt des Wiederaufbaus favorisiert die Air Force nach einer Umweltverträglichkeitsstudie eine gemischte Nutzung der Fläche als Wohn- und Gewerbegebiet. Die Nähe zu zwei großen Naturschutz- und Erholungsgebieten sei ein gewichtiger Grund, in dem Gebiet keinen Flughafen mehr zu betreiben.

Das sehen die Investoren, Immobilien-Makler aus Miami, anders. Sie wollen dort einen zweiten internationalen Airport für die Florida-Metropole bauen. Die Investoren sind überwiegend Exilkubaner, die auf die Unterstützung von Jeb Bush zählen. Der Bruder von Präsident George Bush ist Gouverneur von Florida. Tatsächlich liegt der vom Hurrikan zerstörte Airport unmittelbar an den Everglades, die von den UN als „World Heritage Site“, als Naturschutzgebiet der höchsten Schutzstufe, ausgewiesen sind. Auf der anderen Seite liegt der Biscayne-Nationalpark, eine Küstenregion mit zahlreichen Inseln und seltener Flora und Fauna. Die Region lebt vom Fremdenverkehr, jeder zweite Besucher des Parks kommt nach Angaben von US-Umweltgruppen aus Deutschland.

Fraport-Sprecher Wolfgang Schwalm bestätigte der taz, man sei mit zwei Prozent bei der US-amerikanischen Projektgesellschaft eingestiegen. Da es sich um die Umwandlung einer ehemals militärisch genutzten Fläche in eine zivile handele, könne er die Einwände nicht verstehen. „Es handelt sich bei dem Airport ja nicht um ein Stück unberührter Natur“, so Schwalm. Geplant sei schließlich ein Airport „für den Ferienflugverkehr“.

30.000 Arbeitsplätze sollen am Homestead Airport entstehen, meinen die Entwicklungsgesellschaft und Kreisverwaltung. Umweltschützer weisen aber darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit in der Region nach der Stilllegung des Militärflugbetriebes keineswegs gestiegen ist und die Region als wirtschaftlich stabil gilt. „Es drängen sich Parallelen zu der Argumentation auf, mit der in Frankfurt der Flughafenausbau durchgedrückt werden soll“, heißt es vom Bündnis der BIs im Rhein-Main-Gebiet. „Lärm und Abgase werden als vernachlässigbare Faktoren dargestellt und der Allgemeinheit zugemutet. Die Gewinne fließen mit Unterstützung der Politiker in die Taschen mächtiger Interessengruppen.“

Inzwischen hat ein Urteil den Plänen der Investorengruppe einen Dämpfer verpasst. Das zuständige Bezirksgericht verweigerte am 9. Mai einen Beschluss, um die Planungen für das Projekt schnell beginnen zu lassen. Jonathan Ullman von der US-Umweltorganisation Sierra Club kommentiert das Urteil erfreut: „Ein Flughafen mit täglich 600 Flügen über die Everglades ist eine Horrorvorstellung. Jetzt sind die Chancen gestiegen, dass mit dem Homestead-Gelände nichts passiert, was die Nationalparks bedroht.“