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In der Türkei gibt es wenige ausgewiesene Gewerbegebiete. Die Industrie siedelt sich verstreut im leeren Hinterland der Städte an. Einzelne Fabrikhallen stehen nicht selten groß und allein inmitten von karger Natur. Die Beschäftigten fahren mit Bussen zur Arbeit. Eine Busfahrt von der türkischen Hafenstadt Antalya entfernt steht auch das riesenhafte Werk der Firma Ülker. Die maschinelle Produktion findet in weitläufigen orangefarbenen Betonbauten statt. Ülker ist der größte Süßwarenhersteller der Türkei, ein Monopolist. Allerdings hat sich die Firma nicht auf landestypische Honigkuchen spezialisiert, Ülker kopiert vielmehr die Publikumserfolge der internationalen Süßwarenindustrie. So finden sich im Ülker-Sortiment in leicht verfremdeten, meist bunter gestalteten Verpackungen viele Nachbildungen beliebter Schokoladen-Produkte, wie etwa der De-Beukelaer-„Prinzenrolle“, der Milka-„Lila Pause“ oder von Nestles „Yes“-Törtchen. Deutsche, belgische und Schweizer Türkei-Urlauber sind häufig verstört und begeistert zugleich, an anatolischen Verkaufsbuden die heimischen Suchtmacher unter dem Ülker-Logo zu entdecken. Doch die Plagiate gelingen meist ein wenig süßer und staubiger als das Original. Dafür firmieren amerikanische „Oreo“-Kekse bei Ülker unter dem sehr viel schöneren Namen „Disko“. In Berlin gibt es Ülker-Happen nicht nur in allen türkischen Verbrauchermärkten, sondern auch bei ausgewählten Edeka-Fillialen in Kreuzberg. KIRSTEN KÜPPERS