Der Chor soll glücklich klingen

■ Die neue Chefin der Bremer Volkshochschule, Barbara Loer, will das Profil der VHS stärken und sie zum Ort öffentlicher Auseinandersetzung machen

Zu Monatsbeginn hat die neue Chefin der Bremer Volkshochschule, Barbara Loer, ihr Amt angetreten. Die 58-jährige studierte Philosophin arbeitete zuletzt als Referentin für politische, überregionale und europäische Angelegenheiten bei der Bremer Kulturbehörde.

taz: Was war der bislang schönste Moment in Ihrem neuen Amt als VHS-Chefin?

Barbara Loer, Leiterin der Bremer Volkshochschule: Als ich gesehen habe, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der VHS auf die Vorstellung meines Programms für die nächsten sechs Jahre positiv reagiert haben.

Sie sind in der Stadt unter anderem als Sprecherin der ehemaligen grünen Kultursenatorin Helga Trüpel bekannt. Jetzt sind Sie unter einem CDU-Kultursenator VHS-Leiterin geworden. Hat Sie das erstaunt?

Es hat mich gefreut.

Womit glauben Sie, am stärksten überzeugt zu haben?

Einerseits mit meiner Vergangenheit im Weiterbildungsbereich, die sowohl konzeptionelle als auch praktische Arbeit umfasst hat, andererseits mit meinen Management-Erfahrungen. Diese Kombination hat, denke ich, den Ausschlag gegeben.

Die Volkshochschule ist der größte Bildungsträger in Bremen, sie ist auch städtischer Eigenbetrieb. Welche Impulse sollen künftig von hier ausgehen?

Die VHS wird bestimmte Qualitäten ausbauen. Dazu gehört, dass sie wieder stärker zu einem Forum öffentlicher Auseinandersetzung wird – in allgemeinpolitischen, aber auch in bildungspolitischen Fragen. Das ist in den letzten Jahren etwas zu kurz gekommen – sicher auch wegen der Unruhe, die mit der Umwandlung zum Eigenbetrieb und mit Wirtschaftslichkeitsuntersuchungen im Haus verbunden war. Das bedeutet zugleich, dass es nun auch dringend einer Konsolidierung nach innen bedarf.

VHS-MitarbeiterInnen waren schwer enttäuscht, nachdem der erwünschte Umzug ins Polizeihaus, gemeinsam mit der Bibliothek, geplatzt ist. Was muss in punkto Räumlichkeiten passieren?

Ich denke, dass die VHS ihr Profil künftig noch schärfen wird – und dazu gehört dringend auch ein identifizierbarer Ort. Die VHS muss für die BürgerInnen mehr sein als ein Programm und ein Logo; nötig ist auch ein Ort, der allen sofort einfällt, wenn „VHS“ gesagt wird. Wir brauchen also eine Zentrale – und zwar nicht irgendwo. Die Bremer VHS ist die einzige in der Republik, die an ihrem Hauptstandort nur die Verwaltung unterbringen kann – und im Keller noch ein paar Unterrichtsräume. Dass wir unser Angebot an über 190 Orten in der Stadt irgendwie verteilen müssen, ist ein Unding. Wir brauchen eine neue Zentrale in der Innenstadt, um unsere Veranstaltungen in einem akzeptablen Rahmen bündeln und präsentieren zu können. Ich bedaure sehr, dass die Planung „Polizeihaus“ gescheitert ist. Gerade sind, wie überall zu lesen war, zwölf Millionen Mark in das Musical-Loch geschüttet worden. Mit dieser Summe hätte man die Differenz von 250.000 Mark jährlich, an denen der Umzug der VHS formal gescheitert ist, 48 Jahre lang bezahlen können.

Wie wird die Volkshochschule in 20 Jahren aussehen?

Ich bin keine Prophetin. Das wird davon abhängen, wie sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln. Die VHS hat die Aufgabe, bei veränderten Rahmenbedingungen die Bevölkerung durch ihre Angebote dabei zu unterstützen, diese Veränderungen zu verarbeiten und für sich produktiv zu machen. Ich hoffe, dass der VHS diese Balance zwischen Bewahren und Erneuern gelingen wird.

Die VHS-Belegschaft erwartet nicht nur eine bessere Präsentation nach außen. „Der Chor braucht auch einen Dirigenten“, heißt es. Wie sieht Ihr Dirigat aus?

Man muss auch sagen: Ohne Chor ist der Dirigent gar nichts. Das heißt, der Chor ist das eigentlich Wichtige. Ihn so klingen zu lassen, dass alle glücklich sind – ZuhörerInnen und Chor – das ist die Aufgabe des Dirigenten. Ich denke, dass für unseren Chor besonders wichtig ist, dass es Transparenz nach innen gibt, einen geregelten Informationsfluss und -austausch und ein gemeinsames Ziel. Ich habe den KollegInnen bei meiner Vorstellung im Haus gesagt, dass Arbeit für mich auch Spaß machen muss – nicht immer und überall, aber Zufriedenheit ist eine wichtige Voraussetzung dafür, miteinander zielgerichtet arbeiten zu können.

BeobachterInnen kommentieren Ihren Wechsel aus der Kulturbehörde auch als einen gelungenen Sprung aus den Wirren der bevorstehenden Privatisierung in der Kulturbehörde. Hat das zu Ihrer Freude auf die neue Aufgaben bei der VHS gesondert beigetragen?

Da noch niemand weiß, was bei den Wirren rauskommt, kann ich die Frage schwer beantworten. Sicher ist: Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben bei der VHS.

Fragen: Eva Rhode