Hilfe, wir werden gerettet! Teil 6: Südafrika

Die Regierung am Kap gibt sich selbstbewusst. Die Hoheit über seine Haushalts- und Finanzpolitik hat sich der ANC nicht nehmen lassen

JOHANNESBURG taz ■ Wenn es um das störrische Land am südlichen Ende des Schwarzen Kontinents geht, werden Mitarbeiter der Weltbank regelmäßig nervös. Denn die Südafrikaner treten dieser und dem IWF gegenüber so ganz anders auf, als man es sonst aus Afrika gewohnt ist: Selbstbewusst nehmen die neuen Regierenden am Kap kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Politik beider Finanzinstitutionen in Afrika geht. „Sie deindustrialisieren unsere Nachbarn“, konstatierte etwa Handelsminister Alec Erwin unverblümt bei einem Treffen mit Weltbank-Mitarbeitern vor drei Jahren in Johannesburg. Gleichzeitig beschied er die Besucher, doch bitte erst vor der eigenen Tür zu kehren, ehe man andere belehre, wie sie ihr Haus in Ordnung bekommen. Das saß.

Dabei hatte man es ohnehin schon schwer am Kap der Guten Hoffnung. 1960, als die weißen Machthaber sich zur Republik erklärten, hatte man sich aus dem Apartheidstaat gänzlich zurückgezogen und war erst nach der Wende zu Beginn der Neunzigerjahre wieder vorstellig geworden. Die comrades im ANC jedoch, zumeist marxistisch geschult, waren misstrauisch gegenüber der Politik beider Institutionen. Waren sie nicht in den Nachbarländern Mosambik und Simbabwe die wahren Regierenden, die einer Gruppe von Marionetten die Finanz- und Haushaltspolitik diktierten? Und andernorts in Afrika sah es kaum besser aus: Kredite nur gegen so genannte Strukturanpassungsprogramme auf dem Weg zur freien Marktwirtschaft, die zumindest kurzfristig die wirtschaftliche Lage meist noch erheblich verschärften.

Südafrika, neben Nigeria das reichste Land Afrikas, war da in einer vergleichsweise komfortablen Lage und pfiff auf Kredite. Bis heute finanziert die Weltbank am Kap nur einige Projekte; die Hoheit über Haushalt und Finanzen hat sich der ANC auch in Zeiten der Währungsschwäche nicht nehmen lassen.

So radikal, gleich die Abschaffung von Weltbank und IWF zu fordern, ist indessen auch die Regierung in Pretoria nicht. Zwar mahnte Finanzminister Trevor Manuel in Prag „eine intensive Fehlersuche“ innerhalb von IWF und Weltbank an. „Wer aber die Abschaffung der beiden Finanzorganisationen fordert, überlässt die Armen sich selbst.“

KORDULA DOERFLER