Ein Mann ohne Freunde

Exgeheimdienstchef Contreras ist der ranghöchste Offizier, der bislang in Chile verurteilt wurde

Er verkörpert die chilenische Diktatur mindestens so sehr wie Augusto Pinochet: General Manuel Contreras Sepúlveda, Exchef des Geheimdienstes DINA, einer der engsten Vertrauten des ehemaligen Diktators und jahrelang im Sold der CIA. Contreras ist der ranghöchste chilenische Offizier, der bislang wegen Verbrechen in der Diktatur verurteilt wurde – aber nicht wegen der vielen Folterungen und Morde, an denen er damals als Leiter des Stützpunktes „Tejas Verdes“ in San Antonio teilnahm.

Verurteilt wurden Contreras und sein Brigadier Pedro Espinoza am 30. Mai 1995 zu sieben Jahren Haft wegen der Ermordung des ehemaligen chilenischen Außenministers Orlando Letelier im Washingtoner Exil am 21. September 1976 – ein Verbrechen, das auf Druck der USA explizit aus den Regelungen der chilenischen Amnestiegesetze ausgeklammert worden war.

Contreras, der sich nach seiner Verurteilung zunächst strikt weigerte, seine Haftstrafe anzutreten, sich für unschuldig erklärte und die CIA als wahre Drahtzieherin des Attentats beschuldigte, sitzt bis heute im Gefängnis von Punta Peuco, das eigens für ihn errichtet worden war. Ende dieses Monats wird sein Buch erscheinen: „Die historische Wahrheit. Das Guerillaheer. April 1967 bis 10. September 1973“. Darin beschreibt Contreras laut chilenischen Medienberichten, wie in dem Zeitraum „Extremisten“ ins Land gekommen sind und in welche illegalen Aktivitäten die militante Linke Chiles vor dem Militärputsch verstrickt gewesen ist.

Contreras sieht sich offenbar noch immer als Geheimdienstchef. Aus seiner CIA-Zusammenarbeit hat er nie einen Hehl gemacht. Zwischen 1967 und 1969 war er an der Offiziersschule in Fort Belvoir, Virginia, fortgebildet worden. Im November 1973, zwei Monate nach dem Putsch, begann Contreras im Auftrag Pinochets mit der Gründung des Geheimdienstes DINA. „Ich hielt ihn für ein Genie, dass er so einen großen, komplizierten Apparat in so kurzer Zeit aufbauen konnte, bis ich merkte, wie viel Hilfe von der CIA er dabei erhielt“, zitieren die US-Autoren Saul Landau und John Dinges einen Contreras-Mitarbeiter in ihrem 1980 erschienenen Buch „Assassination in Embassy Row“.

Im August 1975 reiste Contreras nach Washington und wurde dort von General Vernon Walters im CIA-Hauptquartier empfangen. Selbst das Attentat auf Orlando Letelier im September 1976 änderte an den guten Beziehungen zum CIA nichts. Das Verhältnis wurde erst frostiger, als nach dem Amtsantritt von Präsident Jimmy Carter etliche CIA-Führungskräfte ausgetauscht wurden. BERND PICKERT