ACHTLINGE IN MAILAND: DIE GEBÄRMUTTER IST KEIN UNIVERSUM
: Um Gottes willen

Welch tragische Folgen eine Hormonbehandlung bei ungewollt kinderlosen Frauen zeitigen kann, zeigt sich selten so deutlich wie bei jener Italienerin, die jetzt in einer Mailänder Klinik Achtlinge zur Welt brachte. Obwohl das Ärzteteam an die hundert Köpfe zählte, gelang es ihm nicht, die Geburt in der 26. Schwangerschaftswoche weiter hinauszuzögern. Zwei Frühchen starben bereits, auch die anderen – allesamt nur um die 500 Gramm schwer – haben laut ärztlicher Einschätzung selbst im Brutkasten nur eine Überlebenschance von 35 bis 40 Prozent. Da die Lungen und inneren Organe der Kinder noch nicht ausgereift sind, besteht die Gefahr von neurologischen Komplikationen, Infektionen und möglichen lebenslangen Behinderungen.

Die erst 31-jährige Hausfrau aus Sizilien hatte sich nach sechs Jahren Ehe ohne Nachwuchs auf eine Hormonbehandlung eingelassen. Weil ihr Bauch doppelt so dick war wie bei einer normalen Schwangerschaft, weil auch eine Gebärmutter nicht wie das Universum ins Unendliche dehnbar ist, weil weltweit noch niemals alle Kinder einer Achtlingsgeburt überlebt haben, rieten die Ärzte zu einer „selektiven“ Abtreibung. Doch das katholische Ehepaar lehnte ab: „Möge geschehen, was Gottes Wille ist.“ Warum hat das Paar nicht „Gottes Wille“ akzeptiert, als es kinderlos blieb? Weshalb ist der eine Eingriff in den Frauenleib akzeptiert und der andere nicht? Sind Hormonbehandlungen grundsätzlich von göttlicher Hand gesteuert?

Abgesehen von all diesen Fragen kann man jetzt schon eines sicher sagen: Das Leben dieser Frau ist vollkommen verpfuscht. Entweder werden alle ihre Kinder sterben. Oder aber es werden einige überleben, und jedes einzelne wird wegen seines medizinischen Handikaps eine Intensivbetreuung rund um die Uhr verlangen. Die Mutter wird innerhalb kürzester Zeit an ihre physischen Grenzen stoßen. Der Vater ebenfalls, wenn er sich nicht davonmacht – wie es in ähnlichen Fällen nicht eben selten vorgekommen sein soll. Hormonbehandlung als Gottes Wille – um Gottes willen.

UTE SCHEUB