Flauer Expo-Protest

Weil so wenig Besucher zur Weltausstellung kommen, kommt auch der Protest nicht so recht in Schwung

BERLIN taz ■ Nicht nur die Expo-Verantwortlichen haben Probleme mit dem Desinteresse an der Bevölkerung an der Weltausstellung. Auch die Anti-Expo-Bewegung ist enttäuscht: „Weil die Expo am 1. 6. nicht stattgefunden hat, ging unser Blockadekonzept für den Eröffnungstag nicht auf,“ meinte Expo-Kritiker Jörg Bergstedt am Wochenende in Hannover. Dort trafen sich ca. 40 Aktivisten der bundesweiten Anti-Expo-Koordination, um Resümee zu ziehen.

Ein Vertreter der Ökologischen Linken machte die Fixiertheit auf dezentrale Aktionen für die fehlgeschlagene Eröffnungs-Kundgebung verantwortlich. Kritik gab es auch an dem in Flugblättern bemühten Vergleich mit Seattle, wo im Dezember 1999 erfolgreich gegen die Welthandelskonferenz protestiert worden war. Die inhaltliche Debatte sei zu kurz gekommen.

Allerdings blieb der große Krach aus. Der war befürchtet worden, nachdem im Vorfeld mit teilweise sehr persönlicher Polemik nicht gespart wurde. Stattdessen blickte man nach vorne: Einige wollen sich nun Kontakt mit den von der Expo entlassenen Leiharbeitern aufnehmen, weil sie in ihnen ein Symbol für die neoliberale Ideologie sehen.

Auch verschiedene Ländertage sollen für Proteste genutzt werden. So will die Migrantengruppe „The Voice“ gemeinsam mit der „Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten“ den Kamerun-Tag am 13. Juli für eine Demonstration gegen das dortige Regime und ein von der Weltbank mit finanziertes Pipeline-Projekt nutzen, das Schäden für die Regenwälder und ihre Bewohner zur Folge haben wird. Auch für den Mexiko-Tag am 20. 8. und den Türkei-Tag am 19. 8. bereiten Menschenrechtsgruppen Proteste vor: Bei Letzterem sollen geplante Waffenlieferungen und die Einführung von Isolationsgefängnissen im Mittelpunkt stehen. PETER NOWACK