Empfängt Wladimir Putin das Bernstein-Mosaik?

■ Samstag soll Bremer Kriegsbeute an russischen Präsidenten zurückgegeben werden

Moskau (dpa/taz) – Voraussichtlich wird sich Wladimir Putin, der russische Präsident, den Fototermin nicht entgehen lassen, wenn an diesem Samstag im Staatlichen Museum Zarskoje Selo das als private Kriegsbeute nach Bremen verschleppte Steinmosaik aus dem Bernstein-Zimmer zurückgegeben wird. Kulturstaatsminister Michael Naumann und der Bremer Bürgermeister Henning Scherf wollen auch aufs Foto und reisen dafür an. Das Auswärtige Amt hatte im vergangenen Herbst zunächst die Rückgabe der Kriegsbeute untersagt.

Widersprüchlich sind die Angaben darüber, ob im Gepäck der Bundeswehrmaschine auf der Rückreise schon die 101 „Beutekunst“-Zeichnungen aus der Bremer Kunsthalle sein werden, die seit 1993 in der Deutschen Botschaft in Moskau lagern und für die die Moskauer Regierung lange die Ausfuhrgenehmigung verweigert hatte. Russische Experten hatten jüngst die Bremer Zeichnungen, darunter Werke von Dürer, Goya und Toulouse-Lautrec, in der deutschen Botschaft untersucht. Die russischen und die Bremer Verhandler einigten sich im vergangenen Herbst darauf, dass es nicht so aussehen soll wie ein Kuhhandel. In beiden Fällen haben die beiden Staaten bisher widerrechtlich die Rückgabe der geraubten Kunstwerke verhindert.

Noch klafft inmitten der knapp zehn Mal zehn Meter großen Nordwand des Bernsteinzimmers, wo Zarin Katharina 1755 das Florentinische Mosaik mit der Allegorie von „Riechen und Fühlen“ einsetzen ließ, eine kahle Holzfläche. Akribisch wie ein Riesenpuzzle aus Handteller großen honigfarbenen Bernsteinplatten ist das passende meterhohe Wandpaneel aber schon fertig, so dass eine komplette Wand des verschollenen und 1945 zuletzt in Königsberg gesehenen „Weltwunders“ in alter Pracht und mit Originalmosaik neu entstehen wird. Ergänzt wird das Gesamtkunstwerk dann auch wieder mit einer 1997 in Deutschland aufgetauchten Kommode, die Naumann als kostbares „Zubehör“ des Bernsteinzimmers ebenfalls nach Russland bringt.

„Vielleicht wird das Bernsteinzimmer sogar viel schöner, als es zuletzt gewesen ist“, meint Burkhardt Göres, Direktor von der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg bei einem Besuch am „Tatort“. Immerhin war das 1715 von Preußen an Zar Peter I. geschenkte Original-Zimmer vom Zahn der Zeit deutlich angenagt, als es deutsche Landser 1941 abmontierten und verschleppten.

dpa