Rot-Kreuz-Manager schämt sich für Schweinerei

Prozess um Korruptionsskandal: Blutspendechef gesteht Annahme von Geld und Reisen

München (AFP) – Zum Auftakt des Prozesses gegen zwei ehemalige führende Funktionäre des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) hat einer der Angeklagten die Annahme von Schmiergeld eingestanden. Der frühere Geschäftsführer des Blutspendedienstes des BRK, Adolf Vogt, gab zu, rund 150.000 Mark Schmiergeld kassiert zu haben. Über seinen Anwalt ließ Vogt gestern erklären: „Ich weiß, dass das eine große Schweinerei war.“ Er schäme sich dafür. Vogt und der mitangeklagte ehemalige BRK-Landesgeschäftsführer Heinrich Hiedl wiesen allerdings den Vorwurf der Staatsanwaltschaft zurück, das Rote Kreuz zwischen 1993 und 1997 um insgesamt 17 Millionen Mark geschädigt zu haben.

Die Anklage wirft Hiegl und Vogt Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung und Untreue in mehr als 70 Fällen vor. Die beiden Angeklagten sollen zwischen 1,7 Millionen und 2,7 Millionen Mark Schmiergeld und darüber hinaus zahlreiche Geschenke und Reisen angenommen haben. Hiedl und Vogt sollen laut Anklage für den Blutspendedienst (BSD) Blutbeutel, Wattestäbchen und Testserien jahrelang zu überhöhten Preisen gekauft und dafür Gegenleistungen erhalten haben.

Vogt bestritt, die Waren zu überhöhten Preisen gekauft zu haben. Er gab aber zu, von den Lieferfirmen Reisen, Stereoanlagen, Videokameras und 214.000 Mark als Geschenk angenommen zu haben. Hiedl behauptete, der BSD habe finanziell keinen Schaden genommen. Er habe auch keinen Einfluss auf den Einkauf gehabt. Hiedl wies auch Gerüchte zurück, er sei in Waffengeschäfte verwickelt.

Das Gericht erwartet für den Prozess eine umfangreiche Beweisaufnahme. Mitte Februar wollen Richter, Verteidiger und Staatsanwalt in die Schweiz reisen, um dort zwei Zeugen zu vernehmen, die für Pharmafirmen an den Geschäften beteiligt waren und sich weigern, zur Vernehmung nach Deutschland zu reisen.