BMW droht Tochter Rover mit Personalreduzierung

Wegen Verlusten will man weniger Zulieferaufträge in Großbritannien vergeben

Dublin (taz) – BMW hat keine Freude an seinen britischen Töchtern. Während der Mutterkonzern 1999 als Rekordjahr mit mehr als 750.000 verkauften Autos – 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr – feierte, sank der Absatz bei Rover, MG und Mini um knapp ein Viertel auf 250.000 Wagen. Lediglich bei der Marke Landrover gab es eine Steigerung um 16 Prozent. Deshalb konnte der BMW-Konzern das Ergebnis von 1998 mit 1,2 Millionen verkauften Autos gerade mal halten.

Die Münchner Autobauer planen nun weitere Rationalisierungsmaßnahmen bei Rover, berichtete die Financial Times gestern. Dazu gehören weitere Entlassungen. Voriges Jahr hat BMW 8.000 Stellen bei Rover gestrichen – mehr als ein Fünftel. Auskunft über weitere Jobverluste hat BMW abgelehnt. BMW-Finanzchef Helmut Panke sagte: „Die Grundlage für eine Aufrechterhaltung der Produktion in Großbritannien verschlechtert sich von Monat zu Monat. Drastischere Schritte sind erforderlich, um eine positive Situation zu schaffen.“

BMW bestritt jedoch, dass man sich langfristig überlege, Rover wieder abzustoßen. Die Probleme hingen vor allem mit dem starken Pfund Sterling zusammen, hieß es. Marketingleiter Henrich Heitmann sagte: „Der Wettbewerb ist so stark, dass wir keinen Spielraum haben.“ Er fügte hinzu, dass sich die Unsicherheit bei Rover durch die Untersuchung der EU-Kommission verstärkt habe. Eigentlich will BMW innerhalb der nächsten fünf Jahre rund zehn Millionen Mark investieren – vorausgesetzt, die EU-Kommission lehnt die Beihilfen der britischen Regierung in Höhe von 152 Millionen Pfund, also etwa 470 Millionen Mark, nicht ab. Die Angelegenheit wird zur Zeit überprüft. Stimmt die EU nicht zu, will BMW seine geplante Investition überdenken. Jürg Dinner, Sprecher der BMW-Gruppe, sagte im Dezember: „BMW geht davon aus, dass die Vereinbarung zwischen der britischen Regierung und BMW den EU-Regularien entspricht. Die Alternative Ungarn als Produktionsstätte für den neuen Mittelklassewagen von Rover besteht aber noch.“

Die Subventionen betreffen das größte Rover-Werk in Longbridge bei Birmingham, dessen Leitung vorgestern vom bisherigen Projektmanager bei BMW, dem 41-jährigen Herbert Diess, übernommen wurde. 9.000 Menschen sind in Longbridge beschäftigt, hinzu kommen 40.000 Stellen in der Zulieferindustrie. BMW hat jedoch angekündigt, Rovers Abhängigkeit von britischen Zulieferern in Zukunft drastisch zu verringern. Bis zu zwei Milliarden Pfund im Jahr werden diese Unternehmen einbüßen. Ralf Sotscheck