Kirchen auf Konfrontationskurs

Grundsteinlegung für die umstrittene Moschee in Nazareth. Christliche Kirchen lehnen den Kompromiss zwischen Muslimen und Stadtverwaltung ab  ■   Aus Jerusalem Susanne Knaul

Die Entscheidung der Regierung, dem Bau einer Moschee in unmittelbarer Nähe zur Verkündigungskirche in Nazareth zuzustimmen, diskriminiert die Christen auf nie dagewesene Weise.“ So heißt es in einem Protestschreiben an Staatspräsident Weizman, mit dem die Kirchen in Israel hofften, den Baubeginn der islamischen Gebetsstätte doch noch zu verhindern. Vergeblich. Gestern Nachmittag feierten hunderte Muslime die Grundsteinlegung. Zugleich blieben als Ausdruck des Protests sämtliche christliche Gebetsstätten im Heiligen Land geschlossen.

Der israelische Minister für Innere Sicherheit, Schlomo Ben-Ami, hatte eine Kompromisslösung im Sinn, als er seinen Vorschlag machte: Es soll eine Moschee gebaut werden, allerdings nicht in der ursprünglich geplanten Größe und auch erst im Jahr 2001 – abgesehen von der Grundsteinlegung. Statt der geforderten 1.200 Quadratmeter wird das Haus Allahs mit 700 Quadratmetern auskommen, die das Grab des Kriegshelden Shihab a-Din umschließen, eines Neffen des berühmten Saladin, der einst die Kreuzritter schlug. Die Muslime akzeptierten und räumten vor wenigen Wochen ihr Protestzelt, das während des zweijährigen Konflikts als Moschee gedient hatte. Auch die christliche Verwaltung der Stadt willigte ein. Bürgermeister Rames Jereisi hatte sich stets gegen eine Einmischung aus Rom oder auch der palästinensischen Autonomiebehörde gewandt. Er drängte auf eine Entscheidung in Jerusalem, wohl wissend, dass es sich bei dem umstrittenen Gelände um Staatseigentum handelt. Jeraisi ist einer der letzten Kommunisten im Land, und so tobte der Streit um die Zukunft des Kirchenvorplatzes nicht allein zwischen Christen und Muslimen, sondern war auch ein Kampf der Islamisten gegen die weltliche Stadtverwaltung. Wiederholt kam es zu Übergriffen. Erst am vergangenen Wochenende war der Bürgermeister überfallen worden.

Der Papst hatte den Kompromiss zunächst akzeptiert und seinen Besuch in Nazareth bestätigt, der zeitweilig von den Entwicklungen im Streit um die Moschee gefährdet war. Am Tag der Grundsteinlegung erklärte jedoch ein Vatikansprecher, die Baugenehmigung säe Zwietracht zwischen Christen und Muslimen. Gegen eine „Kapitulation vor der Gewalt“ wandte sich Israels Religionsminister Jitzhak Cohen. Er schlug vor, anstelle der Moschee eine muslimische Schule zu bauen, und signalisierte, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Mit dem Abriss einer Koranschule aus osmanischer Zeit hatte der Konflikt einst begonnen.