Todesliste“ entdeckt

■ Schweden: Von Neonazis bedrohte Gewerkschafter erhalten Polizeischutz

Stockholm (taz) – Eine Reihe führender GewerkschaftlerInnen in Schweden ist am Sonntag unter Polizeischutz gestellt worden, nachdem der Polizei eine von Neonazis zusammengestellte „Todesliste“ in die Hände gefallen war. Der Fund der Liste steht im Zusammenhang mit der Enttarnung eines Mannes, der nach Recherchen der Tageszeitung Expressen eine führende Rolle unter Schwedens Rechtsextremisten spielt. Die rechtsradikalen Verbindungen des Betriebsratsmitglieds wurden vor kurzem von dem Gewerkschafter Björn Söderberg publik gemacht, der in der vergangene Woche ermordet wurde (taz von gestern). Drei Tatverdächtige, nach Recherchen des Stockholmer Aftonbladet ebenfalls wohlbekannte Figuren aus neonazistischen Kreisen, sitzen in U-Haft.

Auch wenn weder Gewerkschaften noch die Polizei Einzelheiten bekannt gaben, scheint nach übereinstimmenden Pressemeldungen die schwedische Gewerkschaftsbewegung Ziel des Versuchs einer umfangreicheren neonazistischen Infiltration zu sein.

Die neuen Todesdrohungen – „für diese Negerfreunde und Landesverräter liegen Kugeln mit ihrem Namen bereit“ – haben in Schweden Forderungen nach einem Verbot neonazistischer Organisationen lauter werden lassen. Ein entschlosseneres Vorgehen gegen offenen politischen Terror propagierende Personen, Medien und Organisationen sei auch nach geltendem Recht möglich. Die antifaschistische Organisation AFA wies darauf hin, dass zwischen 20 und 30 Personen, die die „falsche“ Hautfarbe hatten oder homosexuell waren, seit Beginn der Neunzigerjahre aus neonazistischen Motiven ermordet worden sind.

Zu diversen Protestaktionen gegen Neonazis am kommenden Sonntag haben neben den Gewerkschaften fast alle politischen Parteien aufgerufen. R. Wolff