Auf den Teppich gekehrt

■ Handel und NROs beschließen Aufklärung gegen Kinderarbeit

Unterstützen Sie Kinderarbeit? Wissen Sie nicht? Die Chancen, zumindest wenn Sie einen handgeknüpften indischen Teppich kaufen, liegen bei 50 bis 70 Prozent. Es sei denn, das gute Stück trägt ein Siegel mit einem lachenden Teppich und dem Hinweis „Rugmark“. Es bedeutet: Frei von Kinderarbeit. Sie haben die Wahl.

Um das Bewusstsein hierfür zu schärfen, tagte beim Diakonischen Werk zum vierten Mal die Hamburger Teppichkonferenz. Brot für die Welt und das Bildungswerk der Werkstatt 3 hatten VertreterInnen von Wirtschaft, Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) sowie von Politik und Verwaltung an einen Tisch geholt. Gestern kam die Runde zu ihrem ersten Ergebnis: Die VerkäuferInnen von Handelshäusern wie Karstadt, Eichtal und Kibek sollen auf Grundlage eines gemeinsamen Konzepts informiert werden, was Kinderarbeit ist, und was der Kunde mit dem Kauf des richtigen handgeknüpften Teppichs dagegen tun kann.

„Der Deutsche kauft alle 14 Jahre einen Teppich“, sagt Dieter Overath, Geschäftsführer von Rugmark/Transfair, einem Verein, der sich für den fairen Handel mit der Dritten Welt einsetzt. Trifft die Kundin die falsche Entscheidung, kann sie das erst in ferner Zukunft wieder gutmachen.

Dabei sind Rugmark-Teppiche keineswegs teurer als andere Teppiche, sagt Karstadt-Direktor Jens Gerstenkorn und versichert: „Wir verlangen den Kunden nichts ab.“ Mit Ausnahme des Nachdenkens darüber, was Teppichknüpfen unter industriellen Bedingungen in Süd-ostasien bedeutet: Kinder unter 14 Jahren müssen bis zu 16 Stunden täglich arbeiten. Sie verdienen ein Fünftel des gesetzlichen Mindestlohns. Die Wollfasern in der Fabrikluft schädigen ihre Atemwege, die schwere Arbeit runiniert ihre Gelenke und Bandscheiben.

Derzeit gibt es zwei Siegel an Teppichen, die für den Kampf gegen Kinderarbeit stehen: das vom Teppichhandel geschaffene „care&fair“ sowie „Rugmark“. Ihre Mitglieder bzw. Lizenznehmer treten rund ein Prozent der Verkaufs- bzw. Importpreise ab. Mit dem Geld werden Rehabilitationszentren und Bildungsprojekte in Indien und Nepal finanziert. Rugmark garantiert und kontrolliert darüberhinaus, dass seine Lieferanten keine Kinderarbeiter einsetzen. knö