Blaue Türen

■ Aufregung über Arbeitgebersitten im AStA. Grüne wollen selber tippen

Die Universität ist sonst nicht der Ort, wo Angestellte um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen. Ausgerechnet der AStA, die Interessenvertretung der Studierenden, hat nun jedoch seinen beiden festangestellten Sekretariatskräften gekündigt. Doro Fricke, alleinerziehende Mutter, hat 27 Jahre lang das Sekretariat im Erdgeschoß des Wiwi-Bunkers betreut, Helmut Priebe neun Jahre lang – „plus die Jahre, die ich früher Referent war“. Noch bevor die Kündigungsfrist abgelaufen ist, hat der AStA die beiden nun von der Arbeit „freigestellt“ und nach Hause geschickt.

Der neue AStA, der seit April ausschließlich von der Grünen Hochschulgruppe (GHG) gestellt wird, braucht die beiden nicht mehr. „Wir tippen unsere Texte doch selbst in den Computer“, sagt AStA-Vorsitzende Nathalie Jänner. Auch die Beratung von Hilfesuchenden wollen die AStA-Mitglieder selbst übernehmen. Zu diesem Zweck hat der AStA jetzt ein Info-Café eröffnet, „damit wir selbst den Kontakt zu den Studierenden halten“, erklärt Jördis Demuth, ebenfalls AStA-Vorstand.

Die Entlassung der ältesten und erfahrensten MitarbeiterInnen des AStA ist ein Skandal, hält die Opposition dagegen. „Der AStA setzt sich über alle Regeln des Anstands und des Arbeitnehmerschutzes hinweg“, sagt Saskia Mestern, Sprecherin der teilautonomen Referate. „Das Sekretariat wurde einst erschaffen, um den ReferentInnen den Rücken für die politische Arbeit freizuhalten.“ Statt dessen schwenke die Grüne Hochschulgruppe auf den reinen Service-Kurs. Ob der nagelneue AStA jedoch dem Wirbel des Semesterbeginns gewachsen sein wird, wagt Mestern zu bezeifeln.

Die AStA-Chefinnen, beide 21 und seit nicht ganz einem Jahr in der Hochschulpolitik aktiv, bleiben von der Kritik unbeeindruckt. Mit den beiden vom Sekretariat einige man sich eben vor Gericht, und die Aufregung des AusländerInnen- und Behindertenreferats, des FrauenLesbenRats und der Fachschaftsrätekonferenz sei ja auch zu verstehen. „Das ist eben die Opposition. Die regen sich ja auch schon auf, wenn wir hier die Türen blau streichen“, sagt Demuth. uwi