Jil Sander versilbert ihren bekannten Namen

■ Italienische Modefirma Prada übernimmt die Marke für angeblich 275 Millionen Mark

Hamburg (dpa/AFP taz) – Sie fährt einen maßgeschneiderten Porsche und wohnt in einem nicht ganz unbescheiden eingerichteten Palast in Hamburg. Nun verkauft Jil Sander ihr Modeunternehmen an die italienische große Konkurrenzfirma Prada.

Montag abend gab Prada in Rom bekannt, dass sie 75 Prozent der Stammaktien der Jil Sander AG übernehmen wird, ebenso wie 15 Prozent der an der Börse gehaldelten Vorzugsaktien. Über den Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben. Die Financial Times meldete gestern, dass Prada für die Aktien 275 Millionen Mark zahlen will.

Der Kurs der Vorzugsaktie stieg an den deutschen Aktienbörsen in Frankfurt, Berlin und Hamburg zeitweise um 3 Prozent auf deutlich mehr als 300 Euro. Aktienanalyst Joachim Bernsdorff von der BNP-Bank in Frankfurt: „Jil Sander hat einen sehr guten und wertvollen Namen, aber ein schlechtes Management. Prada als gut geführtes, weltweites Unternehmen kann da sehr viel draus machen.“

Jil Sander bleibe Vorstandsvorsitzende der AG und sei weiterhin für Design und Styling der Produkte verantwortlich, hieß es aus Hamburg. Prada-Chef Patrizio Bertelli – Ehemann der Chefdesignerin Prada – werde den Vorsitz des Aufsichtsrats bei Jil Sander übernehmen. Mit dem Prada-Einstieg bestätigten sich Börsengerüchte, die seit knapp zwei Wochen im Umlauf waren.

Nach Einschätzung des Bankers Bernsdorff hat Prada aber deutlich mehr bezahlt als den Börsenkurs. „Das Wertvolle an Jil Sander ist nicht die Fabrikation oder die Villa in Hamburg, sondern der Markenname“, sagte er. Es gebe keine Methode, den Wert einer Marke nachzurechnen, sondern dies müsse letztlich zwischen den Vertragspartnern ausgehandelt werden.

Und Jil Sander war in einer guten Verhandlungsposition: Die internationale Luxuswaren- und Modebranche steht inmitten eines Konzentrationsprozesses. Alleine 1998 gab es 58 Fusionen und Übernahmen, und der Trend dauert an. Der Pariser LVMH-Konzern sammelt zum Beispiel Marken wie Givenchy, Kenzo und Dior und lieferte sich mit Pinault sogar vor Gericht eine Übernahmeschlacht um Gucci.

Die Prada-Gruppe erwartet in diesem Jahr Umsätze von rund 930 Millionen Euro (1,82 Milliarden Mark) und ist damit deutlich größer als die Jil Sander AG, die zuletzt 109 Millionen Euro (214 Millionen Mark) erreichte. Gegenwärtig baut sich Prada ein Modeimperium mit mehreren Marken auf und kaufte zuletzt die Mehrheit bei der New Yorker Firma Helmut Lang. rem