EU-Ausschuss überprüft Notwendigkeit von Tests

■ Heute könnten die Exportauflagen für belgische Produkte aufgehoben oder auf ganz Europa ausgeweitet werden. Was bisher geschah: Eine kurze Chronik des Dioxinskandals

Brüssel (taz) – Heute berät der ständige EU-Veterinärausschuss zum zweiten Mal über die Auflagen für belgische Exporte, die mehr als zwei Prozent tierischen Fettanteil enthalten.

Ende Juli hatte sich Belgien freiwillig bereit erklärt, Schweinefleisch und Geflügel auf PCB, eine Vorform von Dioxin, zu testen. Am 4. August hatte der Veterinärausschuss die Tests auch für Rindfleisch und andere Produkte wie Waffeln und Kekse verlangt. Das kommt einem Exportverbot für diese Lebensmittel gleich, da die Laborkapazitäten bei weitem nicht ausreichen.

Der belgische Dioxinskandal geht auf ein Vertuschungsmanöver belgischer Behörden zurück. Anfang Januar waren auf einem Bauernhof erkrankte Tiere entdeckt worden. Erst Ende April wurde aber bestätigt, dass eine Dioxinvergiftung die Ursache war. Am 27. Mai informierte Belgien dann endlich die EU-Kommission. Dieser Skandal führte am 13. Juni zur Wahlniederlage der konservativen Regierung Dehane. Und seither macht er auch der neuen rot-grünen Regierung Verhofstadt zu schaffen.

Ursprünglich waren lediglich Nahrungsmittelbetriebe geschlossen worden, die nachweislich mit dioxinverseuchtem Tierfutter beliefert worden waren. Bald stellte sich aber heraus, dass der Weg von Futtermitteln und Endprodukten nicht mehr lückenlos dokumentiert werden konnte. Seitdem schwankt die Haltung in Belgien zwischen Trotz (Klage vor dem Europäischen Gerichtshof, Drohung der Lebensmittelexporteure mit Grenzblockaden) und der Einsicht, dass nur negative Tests das Vertrauen in die belgische Lebensmittelindustrie wieder herstellen können.

Die Rinderzüchter sind besonders erbittert, da sich Dioxin im Tierfett ablagert und Rindfleisch den geringsten Fettanteil hat. Auf Laboranalysen müssen sie aber besonders lange warten, denn Hühner müssen schon nach wenigen Tagen geschlachtet werden und haben deshalb Vorrang. Belgiens Verband der Rinderzüchter und -händler spricht von einer Rufmordkampagne gegen die Paradezüchtung des Landes, den „weißblauen Belgier“. Er fordert einheitliche Testauflagen für ganz Europa. Veterinärexperten unterstützen diese Forderung, denn das Dioxinproblem beschränkt sich nicht auf belgisches Gebiet. Daniela Weingärtner