Hauser, Huber, Koch und Wulff ...

■ ... schimpft die CDU im Westen, freut sich die SPD im Osten

Berlin (taz) – Schon Helmut Kohl konnte die Geldneid-Debatte um den Aufbau Ost nicht leiden. „Nicht fähig, diesen Mangel an Solidarität zu begreifen!“ blaffte der Kanzler, wenn so ein Kleingeist wieder die Einheit verraten hatte. Unter Kohl wagte es denn auch fast kein Unionspolitiker, an der Ostförderung herumzumäkeln. Nur in der Not des Wahlkampfs im vergangenen Jahr passierte es, daß Kohls Regierungssprecher Otto Hauser zornig rief: „Wir helfen beim Aufbau Ost, und dann wird links gewählt.“ Erpressung! Unverschämtheit! – schallte es zurück. Hauser habe lediglich eine Meinung „reflektiert“, die in Westdeutschland verbreitet sei, mußte Kohl da beschwichtigten.

Seit Kohl weg ist, gibt es immer öfter Unionspolitiker, die ein wenig reflektieren wollen, bevorzugt über die Aufbauförderung und das falsche Verhalten der Ostler, die notorisch PDS wählen.

Zum Spezialisten ist Bayerns Staatskanzleichef Erwin Huber geworden. Mehrmals verkündete er in diesem Jahr , Bayern sehe doch nicht tatenlos zu, „daß Aufbau-Ost-Gelder für den Kommunismus-Aufbau-Ost mißbraucht werden“. Das Gepolter eines Westkonservativen läßt die Ost-CDU um Stimmen fürchten. „Der Kollege Huber ist wohl ein bißchen mißverstanden worden“, besänftigt dann Hubers Chef Edmund Stoiber. Privat freilich ist er mit Hubers Vorstößen ganz zufrieden, denn schließlich leben die CSU-Wähler nicht in Radebeul oder Eisenach, sondern in Fürstenfeldbruck oder Garmisch.

Inzwischen nehmen selbst West-CDUler weniger Rücksicht auf die Parteifreunde im Osten. Hessens Regierungschef Roland Koch warnte die Ostler, für „rot-rotes Herunterwirtschaften“ gebe es kein Geld aus dem Westen. Das hören die Weststammtische gern, das verärgert die Ossis. Nun hätte die Ost-CDU wenigstens vorübergehend auf Zurückhaltung der Westkollegen hoffen können, denn im September wird in Brandenburg, in Thüringen und in Sachsen gewählt. Trotzdem moserte CDU-Vize Christian Wulff aus Niedersachsen am Wochenende gegen Verschwendung von Westgeldern im Osten.

Den Huber-Fehler, den Osten samt Ost-CDU gegen sich aufzubringen, wollte Wulff durch Präzisierung vermeiden: Nur in den SPD-geführten Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt würden jedes Jahr Millionen „verschleudert“.

Doch die Gescholtenen freuten sich. Die SPD-Regierungen konnten Wulff samt CDU als Hetzer gegen die innere Einheit hinstellen. Fehlt nur noch einer, der sagt: „Der Kollege Wulff ist wohl ein bißchen mißverstanden worden.“ Georg Löwisch