Überraschung in belgischem Dioxin-Skandal

■ Festnahme in Wallonien. Verkest-Chefs wieder auf freiem Fuß

Brüssel (AFP) – Die Affäre um dioxinverseuchtes Tierfutter in Belgien hat sich gestern überraschend gewendet. Die Inhaber der zunächst verdächtigten Futtermittelfirma Verkest, Jean und Lucien Verkest, wurden von der GenterStaatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt, wie deren Anwalt mitteilte. Dagegen wurde nach Angaben aus Justizkreisen der Chef einer Recycling-Firma für Öle und Fette im südbelgischen Bertrix festgenommen, wo Rückstände von krebserregendem Dioxin und PCB gefunden worden sein sollen. Die wallonische Firma soll die Fette zur Futtermittelherstellung an Verkest geliefert haben. Die Behörden hoffen, damit den Ursprung der Dioxin-Verseuchung geklärt zu haben. Die EU-Kommission reagierte zunächst skeptisch.

Fahnder hatten die wallonische Firma bereits vor rund zwei Wochen durchsucht. Dabei sollen Konzentrationen von Dioxin und Polychlorierten Biphenylen (PCB) gefunden worden sein, die höher lägen als bei Verkest, verlautete weiter aus den Justizkreisen. Das Unternehmen sammelte alte Speiseöle und Fette auf Recycling-Höfen ein, die dann zu Tierfutter weiterverarbeitet wurden. Möglicherweise wurden in den Sammelcontainern Motorenöle beigemengt. Aus Kreisen der EU-Kommission hieß es, das kleine Unternehmen in Bertrix sei auch unter den Firmen gewesen, die EU-Inspektore in Belgien und den Niederlanden kontrolliert hatten. Ob auch die EU-Inspektoren dort Dioxin-Rückstände fanden, blieb zunächst offen.

Der Ständige Veterinärausschuß der EU befaßte sich unterdessen erneut mit der Freigabe belgischer Milch für den Export. Eine Entscheidung sei nicht zu erwarten, erklärte ein Sprecher.