Herr-liches Dogma

■ Katholischer Beratungsausstieg beträfe Hamburg kaum. Sager kritisiert Papst

Auf den Papst ist Hamburgs Gleichstellungssenatorin und Zweite Bürgermeisterin Krista Sager (GAL) derzeit nicht gut zu sprechen. Seine Entscheidung für den Ausstieg der katholischen Kirche aus dem staatlichen System der Schwangerenberatung zeuge von „Ignoranz und Arroganz“, so die Senatorin gestern zur taz: „Es geht um die selbstherrliche Durchsetzung eines Dogmas.“ Das Ziel, „Machtansprüche gegenüber dem Staat durchzusetzen“, werde die katholische Kirche so nicht erreichen. Für Hamburg hätte ein Ausstieg zwar kaum Bedeutung, „aber es zeigt sich, daß es ein Fehler war, in anderen Ländern bei der Beratung überhaupt auf die katholische Kirche zu setzen“.

Quantitativ ist die Entscheidung des Papstes für Hamburg in der Tat zu verkraften: Von den 221 Stellen – darunter 215 Arztpraxen –, in denen sich Schwangere in Hamburg beraten lassen können, werden lediglich zwei von Sozialdienst Katholischer Frauen (SKF) geleitet. Ihr Anteil an allen Beratungsgesprächen betrug 1997 weniger als ein Prozent. Qualitativ spricht sich allerdings auch die Hamburger Geschäftsführerin von Pro Familia, Regina Lotzmann, für ein „plurales Beratungsangebot“ aus: „Wenn eine Frau gerne eine konfessionelle Beratung möchte, soll ihr diese Möglichkeit auch offenstehen.“

Die SKF-Beratungsstellen in Hamburg werden nach Auskunft von Erzbistumssprecher Manfred Nielen aber nicht geschlossen werden: „Wenn wir aus dem staatlichen System aussteigen müssen, werden wir andere Wege finden.“ Ob die Beraterinnen weiter den für einen straflosen Schwangerschaftsabbruch notwendigen Beratungsnachweis ausstellen dürfen, will Hamburgs Erzbischof Ludwig Averkamp erst Ende kommender Woche nach einer Sitzung der Diozösanbischöfe mitteilen. hedi