Verbot steht ihm gut

■ Auschwitz-Komitee appelliert an Runde: Nazi-Aufmarsch im Juni nicht zulassen

Die geplante Demonstration des rechtsextremen „Nationalliberalen Studentenbundes“ gegen die Wehrmachtsausstellung in Hamburg entfacht immer mehr Protest. In einem offenen Brief hat das Auschwitz-Komitee nun Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) aufgefordert, die für den 5. Juni angemeldete Kundgebung zu verhindern.

„Lassen Sie nicht zu, daß Hamburg zum Aufmarschort der Neonazis wird“, schreibt die Vorsitzende des Komitees, Esther Bejarano, an den Stadtchef. „Mit dem Angriff auf die Ausstellung ,Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944' wird wiederum versucht, nationalsozialistische Verbrechen zu leugnen.“ Und dabei, so Bejarano, „hat es lange genug gedauert, bis die Beteiligung der Wehrmacht an den Verbrechen öffentlich gemacht wurde“.

Gerichtlich will das Ausschwitz-Komitee vorerst nicht gegen die Demo des NPD-Ablegers vorgehen. „Uns geht es um ein politisches Zeichen“, erklärt die Hamburger Mitarbeiterin Katharina Obens. Dem rot-grünen Senat in der Heimatstadt der Wehrmachts-ausstellung, findet sie, würde ein Verbot der Kundgebung gut anstehen.

Die Hamburger Polizei wappnet sich derweil für die Demonstration und Gegendemonstrationen. Neun Hundertschaften aus anderen Bundesländern haben bereits Unterstützung versprochen; zehn kommen aus der Hansestadt. Fehlen nach Rechnung der Polizei noch mindestens sechs. 25 bis 30 Hundertschaften seien am 5. Juni nötig, so das Hamburger Abendblatt. Der Verfassungsschutz stufe die Lage während der Ausstellung als „hoch brisant“ ein; 3000 der rund 10.000 Menschen, die gegen die Rechtsextremen demonstrieren wollen, würden als gewaltbereit angesehen.

Das „Hamburger Bündnis gegen Rassismus und Faschismus“ wehrte sich am Wochenende gegen die Differenzierung zwischen „friedlichen“ und „gewaltbereiten“ AntifaschistInnen. „Wir fordern die politisch Verantwortlichen auf, das ihrige dafür zu tun, daß kein Nazi-Aufmarsch stattfinden kann“, heißt es in einer Mitteilung. Das Bündnis hält außerdem an seinem Vorhaben fest, nahezu die gleiche Demo-Route zu wählen wie die Rechtsextremen. Judith Weber