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■ Nicht alle Arbeitgeber lehnen die Neuregelung für 630-Mark-Jobs ab. Der Klamottendiscounter H&M etwa bietet nun reguläre Teilzeitstellen an

Berlin (taz) – Es ist ja nicht so, daß alle schlechte Laune bekommen, wenn sie das neue 630-Mark-Gesetz sehen. Nicht alle Arbeitgeber drohen mit Abbau der Billigjobs. Hennes und Mauritz (H&M) etwa wandelt die kleinen Jobs in reguläre Teilzeitstellen um. „Bei uns geht kein Arbeitsplatz verloren“, verspricht Carolin Schmidt, Pressesprecherin des umsatzstarken Bekleidungshauses.

In den kommenden Tagen werden alle 500 Mitarbeiter, die auf 630 Mark-Basis arbeiten, zum Personalgespräch gebeten. Die Firma bietet reguläre Teilzeitjobs an. Vereinbart werden 12-Monats-Verträge mit einem Jahreskontingent von 600 Arbeitsstunden. Je nach Bedarf werden Verkäuferinnen und Kassierer eingesetzt. In Stoßzeiten, wie Schlußverkauf und Weihnachtszeit, wird mehr gearbeitet, an flauen Tagen weniger. Demnächst sind alle Mitarbeiter bei H&M sozialversichert. „Außerdem erhalten sie Urlaubs- und Krankengeld“, sagt Schmidt. Die Teilzeitverträge kosten das Unternehmen zwar mehr als ein alter 630-Mark-Job, „aber die Mitarbeiter fühlen sich auch fester an das Unternehmen gebunden“, glaubt Schmidt. Zufriedene Mitarbeiter, so das Kalkül, arbeiten motivierter. Und freundliche Mitarbeiter seien auch netter zu den Kunden. „Uns ist diese Teilzeitregelung eine liebe Lösung“, sagt Schmidt.

Die meisten der 500 Jobber nehmen das Teilzeitangebot gerne an. Schmidt schätzt, daß bestenfalls fünf Prozent ablehnen werden. Das seien jene, die drei oder mehr 630-Mark-Jobs alten Zuschnitts gehabt hätten und keine Abgaben zahlten. Auch deswegen hat Arbeitsminister Riester das Gesetz geändert.

Nicht nur H&M macht das Beste aus der veränderten Rechtslage. Die Gewerkschaft HBV weiß ähnliches von den Lebensmittelmärkten Extra und Real zu berichten. Auch dort werden statt 630-Mark-Jobs abgesicherte Teilzeitstellen angeboten. Die Gewerkschaft ist vom neuen Gesetz begeistert: „Die beabsichtigte Steuerungswirkung greift zumindest in Teilen“, sagt Pressesprecherin Christiane Zerfasz. Die Kritik sei eine „gesteuerte Kampagne der Wirtschaft“. Die Arbeitgeber würden sich ärgern, weil sie die Abgaben nicht mehr auf die Jobber abwälzen könnten. roga