DM-Retter als Pleitier

■ Nach Manfred Brunners Abgang steht der rechte "Bund freier Bürger" vor dem Aus: Der BFB ist überschuldet, der Sponsor will Geld zurück

Nürnberg (taz) – Beim rechtslastigen „Bund Freier Bürger“ (BFB) fliegen die Fetzen. Nach dem Austritt von Parteigründer und -chef Manfred Brunner könnten Schulden in Millionenhöhe das Ende des BFB bedeuten. Zudem fordert der Hauptsponsor sein Geld zurück. Der Kasseler Handwerksmeister Dieter Gratzer fühlt sich von Brunner „über den Tisch gezogen“ und kann über dessen Austrittsbegründung, der BFB sei zu stark nach rechts abgedriftet, „nur lachen“. Brunner wolle sich nur „der Verantwortung für die horrenden Schulden entziehen“.

Gratzer wurde im Februar 1998 Mitglied im BFB. Er war von Brunner, der einst FDP-Chef in Bayern, dann Mitarbeiter von EU-Kommissar Bangemann war und 1994 als passionierter Euro-Gegner und selbsternannter „Retter der DM“ den BFB gründete, restlos begeistert. Brunner trat gemeinsam mit dem damaligen Münchner CSU-Chef Gauweiler auf, kooperierte mit dem österreichischen Rechtsaußen Haider, stand bereitwillig der rechtsextremen Jungen Freiheit Rede und Antwort und ließ sich als Hoffnungsträger der nationalen Rechten feiern.

Wenige Wochen nach seinem Parteieintritt saß Gratzer dem BFB-Chef von Angesicht zu Angesicht gegenüber und löste mit seiner Zusage, eine Million Mark für die bevorstehenden Wahlkämpfe zur Verfügung zu stellen, bei Brunner helle Freude aus. Am 7. August 1998 bedankte sich Brunner handschriftlich per Fax bei Gratzer und legte einen „Entwurf meines Bestätigungsschreibens unserer Vereinbarung“ bei. Demnach sollte „die Rückzahlung der Darlehen aus den Wahlkampfkostenerstattungen 1998 bis 2004“ erfolgen.

Nach eigenen Angaben hat Gratzer daraufhin der BFB-Bundesgeschäftsstelle in München 200.000 Mark überwiesen, einer Werbeagentur für BFB-Zeitungsinserate eine halbe Million Mark und noch einmal 300.000 Mark für Spots, Flugblätter und Plakate. Aus der vereinbarten Rückzahlung wurde jedoch nichts, denn nach dem kläglichen Abschneiden bei den Landtagswahlen in Bayern und den Bundestagswahlen kam Brunners BFB nicht in den Genuß einer Wahlkampfkostenerstattung.

Nun stellte Gratzer dem BFB eine Rechnung über ein Darlehen in Höhe von 843.102,96 Mark. Akribisch listete er darin die Einzelposten auf, darunter auch knapp 15.000 Mark für die „Bundesvereinigung Heimat“ der Rußlanddeutschen, mit denen der BFB eine Listenverbindung eingegangen war. Um seine „berufliche und persönliche Existenz nicht gänzlich zusammenbrechen zu lassen“, forderte Gratzer Ende Oktober vom BFB eine Rückzahlung von 240.000 Mark in drei Raten zu je 80.000 Mark. Für den Restbetrag sollte der BFB ihm eine Spendenbescheinigung ausstellen.

Brunner ließ mehrere Schreiben unbeantwortet, bevor sich der inzwischen ebenfalls zurückgetretene BFB-Schatzmeister Wolfram Grünkern Ende Dezember an den Computer setzte. Er forderte Gratzer auf, zunächst noch einmal knapp 26.000 Mark für angeblich von ihm veranlaßte Ausgaben zu berappen. Erst dann würde er eine Spendenquittung über 200.000 Mark erhalten. Weitere 200.000 Mark würden als zinsloses Darlehen anerkannt und vom Bundesverband bis zum 30. Juni 2002 zurückgezahlt werden – allerdings „nach der sich ergebenden Liquidität“. „Zur Vermeidung des Tatbestandes der Überschuldung bei dem BFB“ müßte Gratzer „hinter die Forderungen aller übrigen Gläubiger“ zurücktreten“. Für Gratzer eine „bodenlose Unverschämtheit“, zumal es die Spatzen von den Dächern pfeifen, daß der BFB stark überschuldet ist. Nun forderte Gratzer 450.000 Mark zurück.

Gratzer hat schlechte Karten. Es gibt weder einen Darlehensvertrag noch Zeugen für die getroffenen Vereinbarungen. Es habe kein Darlehen gegeben, behauptet Brunner und widerspricht zusammen mit Grünkern Behauptungen, der BFB stünde vor dem Konkurs. Das mögen die BFB-Mitglieder jedoch kaum glauben. Sie forderten Grünkern ultimativ auf, bis zum 15. März die finanzielle Lage des BFB schonungslos offenzulegen.

Brunner berührt das nach seinem Parteiaustritt nicht mehr. Der Mann, der keinerlei Scheu vor gemeinsamen Auftritten mit Rechtsextremisten zeigte, steht derzeit bei anderen Parteien hoch im Kurs. So soll die CSU, die ihn schon 1993 zum Übertritt habe bewegen wollen, ihm abermals ein Angebot unterbreitet haben. Auch die Liberalen buhlen um den einstigen Parteikollegen. Brunner selbst hält sich über seine weiteren Schritte bedeckt. Bernd Siegler