Nachgefragt
: „Ohne jede Lobby“

■ Begrenzte Ausbildungskapazität und neue Kürzungsideen bei Referendaren

Seit Jahresbeginn verdienen Referendare deutlich weniger. Das Verwaltungsreformgesetz – mit Zustimmung Bremens verabschiedet – bringt ihnen je nach Ausbildungs-, Familienstand und Alter Einbußen zwischen 95 und 650 Mark (siehe taz vom 15.2.). Ursprünglich hieß es, die Einsparungen der öffentlichen Hand sollten neuen Ausbildungsplätzen zugute kommen; die Bremer Bildungsbehörde verneint dies – unter Hinweis auf erschöpfte Kapazitäten. Darüber sprach die taz mit dem Schulleiter des Alten Gymnasiums, Herbert von der Heide.

taz: Für die gleiche Arbeit bekommen Referendare beträchtlich weniger Lohn. Sind Referendare ohne jede Lobby?

Herbert von der Heide: Im Grunde ja. Es gibt zwar den Ausbildungspersonalrat, der selbstverständlich auch gehört wird. Aber Referendare haben ja vor allem deshalb keine wirksame Lobby, weil sie nicht in den Schuldienst übernommen worden sind. Man hört sie aus demokratischen Gründen – aber das ist im Grunde auch alles.

Das Landesinstitut für Schule fürchtet, daß Gehaltseinbußen auch Motivationsschwund bringen. Müssen Referendare nicht froh sein, eine Referendarsstelle zu bekommen?

Ja. Ich bin überzeugt, daß die meisten froh sind. Das spricht aber nicht gegen einen Motivationsverlust, der sich längerfristig bemerkbar machen wird. Die Gehaltskürzung ist ja nicht das einzig Entmutigende. Referendare in Bremen haben ja so gut wie keine Aussichten auf eine Stelle im Schuldienst.

Das heißt die Behörde hat recht – es gibt keine Kapazitäten? Obwohl die Betroffenen sagen, die Schulen würden sie mit Handkuß nehmen.

Ich sehe das differenzierter. Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen kann man natürlich einfach sagen, daß müssen wir leider kappen. Wir sind nicht einverstanden. Das heißt, man hat sich erst die Bedingungen selbst geschaffen und schiebt es dann auf die Konditionen, die die Bundesregierung in diesem Bereich geschaffen hat.

Kommen wir zur Bundespolitik. Niedersachsen will eine Bundesratsinitiative starten, um die Referendarsausbildung auf eineinhalb Jahre zu reduzieren. Noch eine Lehrerverbilligungsaktion?

Das wird große Nachteile bringen. Wir sind der festen Überzeugung, daß durch die Tatsache, daß Referendare Sek.1 und 2. wegen der Berufsaussichten abdecken möchten, schon zusätzlich Zeit investiert wird. Dann kommen die Examina, die Zeit kosten, und in der Referendare sich nicht nur auf den Schulunterricht konzentrieren können. Denn natürlich brauchen die gute Noten. Zudem orientieren sich Referendare im ersten halben Jahr an der Schule und erteilen noch keinen Unterricht – unterrichten also keine zwei Jahre. Eine Verkürzung ist aus meiner Sicht ein Sparmodell, was auf Kosten der Effektivität der Ausbildung geht. Das ist nicht sinnvoll.

Fragen: Eva Rhode