Reaktor Biblis B bleibt bis auf weiteres stillgelegt

■ Nun Radioaktivität im falschen Kühlkreislauf festgestellt. Weitere Untersuchungen laufen

Berlin/Wiesbaden (taz/AP) – Der Reaktor Biblis B bleibt nach einer Panne weiterhin vom Netz. Nach einer Revision war der Block B bereits wieder aufgeheizt, um die Kettenreaktion der Uranatome vorzubereiten. Am 6. Januar wurde jedoch Radioaktivität im sogenannten Sekundärkreislauf gemessen, meldete der Betreiber an die Atomaufsicht. Als die Strahlung am nächsten Tag weiter anstieg, wurde die Wiederinbetriebnahme gestern wieder ausgesetzt. Ein Termin für das Wiederanfahren des AKW ist zur Zeit nicht absehbar, so gestern das zuständige hessische Umweltministerium.

Die Radioaktivität ist nach Angaben des Betreibers RWE sehr gering und für Personal und Umgebung unbedenklich. Gestern nacht um drei Uhr wurde eine Tritium-Kontamination von 3.000 Becquerel pro Liter gemessen, der Gesamt-Gammawert lag mit 92 Becquerel pro Liter ebenfalls unterhalb des Grenzwertes. Erste Ergebnisse von Untersuchungen an den vier Dampferzeugern seien frühestens Mitte nächster Woche zu erwarten, so die RWE.

Die meisten AKWs haben zwei Wasserkreise für die Stromerzeugung. Im ersten Rohrsystem wird das Wasser direkt an den heißen Brennstäben im Reaktorkern vorbeigepumpt und dadurch heiß, aber auch verstrahlt. In Dampferzeugern gibt dieser Primärkreis die Hitze an einen zweiten Wasserkreislauf ab, ohne jedoch mit ihm direkt in Berührung zu kommen. Der heiße Dampf aus dem Sekundärkreislauf wird dann in den Turbinenraum geführt und treibt die Generatoren zur Stromerzeugung an, ohne sie radioaktiv zu belasten. Wenn nun ein Dampferzeuger ein Leck hat – was die Atomaufsicht vermutet –, gelangen strahlende Teilchen auch in den Sekundärkreislauf und damit während des Betriebs auch in andere Anlagenteile – im Fall eines weiteren Lecks eventuell in die Umwelt.

Bereits im Dezember war im zweiten Kühlkreislauf Radioaktivität aufgetreten. Damals hatte RWE den Vorfall als „Unachtsamkeit“ bei Wartungsarbeiten bezeichnet. Außerdem kam Biblis B in den letzten Wochen ins Gerede, weil die Betreiber schon vor der Revision 11 unerlaubte Tests während des Betriebs vorgenommen hatten, wie das Umweltministerium gestern kritiserte. rem