André Rieu und die Rückgabe der Stradivari

■ Für zwei Millionen Mark ersteigerte Geige aus jüdischem Besitz hat ungeklärte Geschichte

Köln (taz) – Der niederländische „Walzerkönig“ André Rieu lehnt die Annahme einer Stradivari ab, die er über das Kölner Kunsthaus Lempertz erworben hat. Im Oktober hatte er die Geige aus dem Jahre 1703 für zwei Millionen Mark ersteigert. Danach stellte sich heraus, daß sie vor dem Zweiten Weltkrieg der in Deutschland wohnenden jüdischen Familie Shoofs gehörte. Vor ihrer Flucht nach Südfrankreich gab sie die Geige dem renommierten Genfer Geigenbauer Vidoudez zur Aufbewahrung; der verkaufte sie nach dem Krieg. Der jetzige Besitzer, ein schwedischer Kaufmann, gab an, Vidoudez habe vor dem Verkauf alle Kaufunterlagen vernichtet. Vidoudez kann nicht mehr gefragt werden, da er vor einiger Zeit starb.

Rieu sagte der Zeitung De Telegraaf: „Meine Frau Marjorie ist Jüdin. Es ist gar nicht daran zu denken, daß ich auf einem Instrument spiele, das aus gestohlenem jüdischen Besitz stammt.“ Auktionator Paul Bongartz hatte sich auf die Seriosität von Vidoudez verlassen, der zu den Gründern der internationalen Geigenhändler-Vereinigung gehört. Bongartz ist mit der Rückgabe einverstanden: „Ich habe André Rieu davon abgeraten, die Geige zu nehmen. Daran wollen wir uns nicht die Hände schmutzig machen.“ Werner Rügemer