BMW setzt der Tochter Rover ein Ultimatum

■ Verbesserung der Produktivität oder Schließung des Longbridge-Werks

Dublin (taz) – Der Münchener Autokonzern BMW hat seinem britischen Tochterunternehmen Rover die gelbe Karte gezeigt. Das Werk in Longbridge bei Birmingham müsse die Produktivität drastisch steigern, sagte BMW-Chef Bernd Pischetsrieder vorgestern auf der Autoausstellung in Birmingham. Die englische Niederlassung des erst vor vier Jahren von BMW übernommenen Unternehmens hinke um 30 Prozent hinter den anderen BMW-Standorten her. Pischetsrieder hat dem Unternehmen nur bis Ende November Zeit gegeben.

Zu den Maßnahmen, die mehrere hundert Millionen Pfund im Jahr einsparen sollen, gehören die Entlassung von 3.000 Leuten und das Einfrieren der Löhne. Außerdem will Pischetsrieder flexible Arbeitszeiten einführen: Zu Stoßzeiten, etwa nach Einführung eines neuen Modells, müsse länger gearbeitet werden. Die Überstunden können in ruhigeren Zeiten eingelöst werden. Das kann sechs bis acht Jahre später sein. Gestern berieten die Gewerkschaften über das Ultimatum. Lehnen sie es ab, droht dem Longbridge-Werk mit seinen 14.000 Arbeitern die Schließung.

Der Verkauf sei in den ersten drei Quartalen dieses Jahres um 4.000 auf 907.000 gesunken, sagte Pischetsrieder. Die Gründe dafür seien der Produktionsauslauf der Rover-Modelle 200 und 400 sowie das starke Pfund, das den Export drückt. Darüber hinaus prophezeite der britische Ford-Chef Ian McAllister einen Absatzrückgang von mehr als einer halben Million Neuwagen im nächsten Jahr.

Es sei „schwierig und schmerzhaft“, die Produktionslücke beim Longbridge-Werk zu schließen, sagte Pischetsrieder. „Wir können es uns aber nicht erlauben, Geld in ein Unternehmen zu stecken, das keine Überlebenschancen hat.“ Er betonte jedoch, daß der neue Rover 75 „die Wiedergeburt der Marke“ repräsentiere.

Es ist der erste Rover seit der Übernahme durch BMW, der von Rover und BMW gemeinsam entworfen wurde. Er wird allerdings nicht in Longbridge, sondern in Oxford gebaut. Sollte sich die Produktivität in Longbridge nicht verbessern, werde die Produktion des neuen Mini im Jahr 2000 ebenfalls in Oxford anlaufen, drohte Pischetsrieder.

Der Labour-Handelsminister Peter Mandelson hat jede Regierungshilfe zur Rettung der Arbeitsplätze in Longbridge abgelehnt. „Nur Rover kann die Probleme lösen“, sagte er, fügte aber hinzu, daß das Unternehmen bisher gar nicht um Hilfe gebeten habe. Pischetsrieder erklärte dagegen, er habe mit der Londoner Regierung über die Situation bei Rover gesprochen. Ralf Sotscheck