Vibrator schafft's wieder

■ Bremer erfolgreich bei der 12. Deutschen Meisterschaft der Alternativmannschaften/ Traditionstrupp „Roter Stern“ hinter „Satanischen Fersen“ und „Finsterlingen“ abgetaucht

m Ende wurde es nach einem sonnigen Fußballwochenende noch einmal eng für Vibrator Moskovskaya. Erst im Elfmeterschießen bezwang die derzeit beste Mannschaft der alternativen Bremer Wilden Liga am Pfingstwochenende das Freie Fußballkollektiv Piranhas aus Regensburg mit 5 : 4 und sicherte sich damit zum dritten Mal in Folge den alternativen deutschen Meistertitel.

Ausgerechnet die Piranhas, die die 12. Deutsche Meisterschaft der Alternativmannschaften ausrichteten, weil Vorjahressieger Vibrator auf das dauernde Organisieren keine Lust mehr hatte, brachten den alten und neuen Deutschen Alternativmeister beinah zu Fall. Zuvor hatten die Mannen um Bernd „Diva“ Kusche bis zum Endpiel jeden Gegner beinah mühelos in Grund und Boden gestürmt. Nur der halbstündigen Spielzeit hatte es manches Team zu verdanken, daß ihm die Schmach der zweistelligen Niederlage erspart bliebt, denn Vibrator führte die Bälle technisch sicher, paßte teuflisch trickreich, attakierte früh und machte die Räume eng. Weder die Bielefelder Finsterlinge, im letzten Jahr bei der Alternativmeisterschaft in Bremen noch auf Platz Zwei, noch Karo Oldenburg oder die Satanischen Fersen aus Saarbrücken konnten dagegen halten.

Die Bremer Erzrivalen vom Konditionskombinat wurden im Viertelfinale, Partisan Eifelstraße im Halbfinale jeweils souverän mit 3 : 1 abgeledert. „Vibrator spielt eigentlich immer zu zwölft, bloß keiner merkt das,“ vermutete Bert vom Konditionskombinat, und ein Kollege ergänzt: „Gegen die ist es schon ein Erfolg, über die Mittellinie und überhaupt zum Schuß zu kommen.“

Aber im Endspiel des „Gerümpelturniers“ (so der CSU-Funktionär und Vorsitzende des Bayrischen Fußballverbandes Ober-pfalz, Günter Lommer, grollend über die in seinem Herrschaftsbereich abgehaltene Sportveranstaltung) zeigten die Vibratoren Nerven. Erst waren die Regensburger Piranhas nach einem Duseltor früh in Führung gegangen. Danach schien der Kasten der Piranhas wie zugenagelt, aus allen Lagen schossen, köpften und boltzen die Bremer – vergebens. Nur ein Elfmetertor rettete die blindwütig anrennenden Vibratoren in die Verlängerung. Trotzdem gratulierten sich nach dem Abpfiff erst einmal beide Mannschaften zu dem spannenden Finale, und beide Teams wurden gleichermaßen von den gut vierhundert Zuschauern gefeiert. Erst dann fügte man sich ins Unvermeidliche und ging daran, den endgültigen Sieger zu bestimmen.

Diese Gelassenheit ist bezeichnend für die Atmosphäre, die auch diese Alternativmeisterschaft von einem normalen Vereinsturnier unterschied. In Regensburg war Platz für Typen wie Dzenghis. Der kahlgeschorene, drahtige Stürmer mit Säbelbeinen hatte auf seinem Auto und seinem T-Shirt in dicken Lettern „Vialli“ stehen und wollte während des Turniers auch nur mit dem Namen des italienischen Superstürmers angesprochen werden – was erstaunlicherweise auch jedermann mit einer gewissen Ehrerbietung tat, so, als hätte der echte Vialli höflich nachgefragt, ob er denn bei Partisan Eifelstraße mitkicken darf. Auch unbeholfene Promi-Torwarte wie der Grüne Bundestagsabgeordnete Ludger Vollmer von der Grünen Tulpe Bonn tauchten vergebens nach Kullerbällen – ohne daß es jemand krumm nahm, wenn am Ende kein Erfolg stand. Schließlich wurden auch die Vibratoren nicht wegen ihrer Siege gefeiert – sondern weil sie hervorragend gespielt hatten.

Bei soviel Vibrator-Mania gingen die bescheidenen Erfolge der anderen Bremen- und Umzu-Teams beinah unter. Das Konditionskombinat erreichte bei seiner ersten Turnierteilnahme trotz schmählicher Packungen einen guten achten Platz, Karo Oldenburg sicherte sich Platz 13. Auch für die Kompost Konnektion aus Asen-dorf südlich von Bremen zahlte sich das Schußtraining auf die heimschen Scheunentore aus: Platz 15. Arg aber erwischte es die Bremer Veteranentruppe von Roter Stern. Sie mußte sich mit dem 23., dem vorletzten Platz zufrieden geben – für den Roten Stern Pelle jedoch kein Grund, sauer zu sein: „Platz 15, Platz 16, zählen doch alle gleich. Klar ist man fuchsig, aber wichtig ist doch, dabeizusein und zu feiern.“

Da überrascht auch nicht das Erfolgsrezept, das einer der Vibratoren beim Turnier verriet: „Wir haben vereinbart, daß jeder abends vier Halbe trinken muß, wegen der Stimmung. Und danach wird noch einer durchgezogen. Dann verstehst du dich blind auf dem Spielfeld.“ Lars Reppesgaard

(Linker Verteidiger bei Konditionskombinat)